Berlin. .

In Berlin startet heute die zweite Deutsche Islamkonferenz. Sie wird von einem Streit zwischen Bundesinnenministerium und zwei großen Verbänden überschattet. Der Zentralrat der Muslime nimmt nicht teil, der Islamrat ist ausgebootet. 2500 Moschee-Gemeinden sind jetzt nicht repräsentiert.

Überschattet von einem schweren Zerwürfnis zwischen Bundesinnenministerium und zwei großen Verbänden beginnt heute in Berlin die zweite Deutsche Islamkonferenz (DIK); ein Forum zur Verständigung zwischen Staat und Muslimen, das die Integration befördern soll.

Der Rückzug des Zentralrats der Muslime und das Ausbooten des Islamrats führt nach Angaben von Verbandsvertretern dazu, dass etwa die Hälfte der 2500 Moschee-Gemeinden nicht repräsentiert sein wird.

Bundesinnenminister erntet Kritik

Im Mittelpunkt der Kritik auf muslimischer Seite steht Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Er hatte den Islamrat ausgeladen, weil gegen sein größtes Einzelmitglied – die vom Verfassungsschutz beobachtete türkisch-dominierte Organisation Milli Görüs – staatsanwaltliche Ermittlungen laufen.

Der Zentralrat der Muslime (ZMD) wandte sich ab, weil aus seiner Sicht dem Thema „Gleichberechtigung von Religionsgemeinschaften“ und „Islamfeindlichkeit“ nicht genügend Rechnung getragen wurde. Parteipolitisch hat die Zuspitzung vor Beginn der Islamkonferenz, die der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) 2006 ins Leben gerufen hatte, Kontroversen ausgelöst.

Dialog als lästiges Erbe?

Grünen-Vorsitzender Cem Özdemir sagte: „Ich habe den Eindruck, dass Thomas de Maizière den 2006 begonnenen Dialog als lästiges Erbe empfindet.“ CDU und FDP sehen dagegen die Schuld auf islamischer Seite. Mit dem „Boykott“ hätten die Verbände den vier Millionen Muslimen in Deutschland einen „Bärendienst“ erwiesen.

In der zweiten Islamkonferenz sollen die Einführung von islamischem Religionsunterricht an Schulen, die Gleichberechtigung von Mann und Frau sowie die Abgrenzung des Islam vom militanten Islamismus im Mittelpunkt der auf zwei Jahre angelegten Gespräche stehen. Weitere angekündigte Themen: Kopftuch-Diskussion, Ausbildung von Imamen, Bau und Betrieb von Moscheen, Verhinderung von Parallel-Gesellschaften.

In dem Gremium sitzen sich laut Papierform 17 staatliche und 17 muslimische Vertreter gegenüber. Auf muslimischer Seite agieren nach derzeitigem Stand mit der Türkisch-Islamischen Union Ditib und dem Verband der islamischen Kulturvereine nur noch zwei religiöse Dachverbände.

Auf Seiten des Staates sind unter anderem der Duisburger Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und die Stadt Bergkamen vertreten.