Tel Aviv. .
Die israelische Armee hat zugegeben, bei der Erstürmung der Gaza-Flotte Ende Mai Fehler gemacht zu haben. Im internen Untersuchungsbericht der Armee hieß es, man habe die Gefahr, die von den Aufständischen ausging, unterschätzt.
Die israelische Armee hat in ihrer internen Untersuchung des Angriffs auf die Hilfsflotte für den Gazastreifen Ende Mai Fehler eingeräumt. Bei der Vorbereitung und Ausführung der Kommandoaktion seien „Fehler auf einer relativ hohen Ebene“ der Armeeführung geschehen, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Untersuchungsbericht. Der Angriff, bei dem neun türkische Staatsbürger ums Leben kamen, war international verurteilt worden.
Die im „Entscheidungsprozess“ gemachten Fehler hätten „zu einem Ergebnis geführt, das wir nicht wollten“, sagte der General der Reserve Giora Eiland, der mit der Untersuchung des Militäreinsatzes beauftragt war. Eiland sprach auch von Verfehlungen bei der militärischen Aufklärungsarbeit. Zugleich hob der General „positive Schlussfolgerungen“ hervor. So hätten sich die Elitesoldaten „mutig und sehr professionell“ verhalten und nur bei Gefahr für das eigene Leben Gewalt angewendet.
„Gefahr unterschätzt“
Die Zeitung „Jediot Ahronot“ hatte zuvor bereits aus dem 150-seitigen Abschlussbericht zitiert, dass die Marine die Gefahr unterschätzt habe, dass die Soldaten bei der Kaperung der Schiffe auf Widerstand treffen könnten. Von der israelischen Armee veröffentlichte Videobilder von der Erstürmung des türkischen Hauptschiffs „Mavi Marmara“ hatten gezeigt, wie Aktivisten auf die Soldaten einschlugen.
Israelischen Medien zufolge heißt es in dem Armeebericht, die Gewalt hätte in den Griff bekommen werden können, wenn die Marine mehr Soldaten auf der Kommandobrücke der „Mavi Marmara“ eingesetzt hätte. Auch sei die Abstimmung zwischen Geheimdiensten und Armee mangelhaft gewesen, einige Informationen hätten sich zudem als falsch erwiesen.
Israel lehnt internationale Untersuchung ab
Der Bericht der Kommission war am Sonntag dem israelischen Generalstabschef Gabi Aschkenasi übergeben worden. Neben der internen Untersuchung der israelischen Armee gibt es noch zwei weitere Untersuchungen: Eine öffentliche Kommission mit zwei ausländischen Beobachtern untersucht die rechtlichen Aspekte des Einsatzes, während der Staatskontrolleur, der die Arbeit der gesamten israelischen Verwaltung kontrolliert, den Entscheidungsprozess vor dem Angriff sowie die im Vorfeld vom Geheimdienst über den Hilfskonvoi gesammelten Informationen begutachtet. Eine internationale Untersuchung lehnt Israel ab.
Israel fürchtet als Hilfen getarnte Waffenlieferungen an radikale Palästinenser, die das Land vom Gazastreifen aus regelmäßig mit Raketen und Granaten beschießen. Nach der Erstürmung der Gaza-Flotte hatte das Land unter internationalem Druck die 2006 verhängte Blockade des Küstenstreifens allerdings gelockert und erlaubt nun die Einfuhr von zivilen Gütern. (afp)