Baden-Baden. .

Offenbar ist wieder Gammelfleisch illegal auf den Markt gelangt. Das Alarmierende: Das Fleisch soll laut SWR mit einem bislang eher unbekannten Keim belastet sein, den normale Tests nicht erkennen. Verbraucherschützer fordern ein schnelles Handeln.

Verbraucherschützer sind nach den neuesten Gammelfleischmeldungen alarmiert. Die Verbraucherrechtsorganisiation Foodwatch fordert die Behörden zum sofortigen Handeln auf. „Die Behörden müssen diese verdorbene Ware unverzüglich aus der Lebensmittelkette entfernen. Betroffene Betriebe müssen, ähnlich wie bei Tierseuchen, stillgelegt und grundlegend gereinigt und desinfiziert werden“, erklärte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Foodwatch-Geschäftsführer. Auch sollten die Kontrollen verschärft werden.

In Deutschland ist verdorbenes Rindfleisch offenbar illegal auf den Markt gelangt. Das Fleisch sei durch einen bislang nahezu unbekannten Keim verdorben worden, der mit herkömmlichen Lebensmitteluntersuchungen nicht nachzuweisen sei, berichtete der SWR. Bei dem Keim handelt es sich demnach um Clostridium estertheticum. Wie viel Gammelfleisch auf den Markt gekommen sei, lasse sich derzeit noch nicht abschätzen.

Das Bundesverbraucherschutzministerium hat jedoch derzeit keine Hinweise darauf, dass verdorbenes und mit Bakterien verseuchtes Rindfleisch auf den Markt gelangt ist. Es gebe weder Verbraucherbeschwerden noch Berichte aus den Lebensmittelkontrollbehörden der Länder, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag in Berlin.

Keim in Vakuumverpackungen

Der SWR-Bericht wies darauf hin, häufig werde Rindfleisch in luftdichten Vakuumbeuteln mehrere Wochen gekühlt gelagert, um zu reifen. Gerade unter diesen Bedingungen - ohne Sauerstoff und bei Kühlschranktemperaturen - gedeihe der Keim Clostridium estertheticum. Die Bakterien zersetzen das Fleisch und bilden dabei Gase, so dass sich die Vakuumverpackungen aufblähen. Durch die Zersetzung werde das Fleisch schleimig und entwickele einen extremen Geruch. „Wir haben ganz klare Hinweise dafür, dass dieses Fleisch wieder in den Verkehr gelangt, dass umverpackt und umettiketiert wird“, erklärte der Mikrobiologe Manfred Gareis vom Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel in Kulmbach gegenüber dem SWR.

Noch ist dem Bericht zufolge unklar, ob von dem genannten Clostridien-Keim Gesundheitsgefahren für den Menschen ausgehen. Das Bundesverbraucherschutzministerium habe aufgrund der SWR-Recherchen eine Risikobewertung in Auftrag gegeben, deren endgültige Ergebnisse noch ausstünden. In einer ersten Einschätzung heißt es laut SWR: „Sollte (...) ein Verzehr stattfinden, so ist nach der Einschätzung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) das Risiko einer gesundheitlichen Beeinträchtigung für den Menschen als unwahrscheinlich anzusehen.“ Da aber viele Clostridien-Arten starke Gifte bilden, warnte Lebensmittelexperte Gareis in dem Bericht davor, das Bakterium zu unterschätzen.

Foodwatch fordert Tests

Foodwatch erklärte, dass Standard-Untersuchungen der Behörden den Befall mit Clostridium-Bakterienstämmen nicht anzeigen. So konnte sich der Keim weltweit in der Fleischwirtschaft ausbreiten. Die Organisation forderte daher, Importeure und Großhändler müssten verpflichtet werden, jede vakuumverpackte Fleisch-Charge auf die Clostridien-Stämme zu testen und Nachweise für die Kontrollbehörden bereitzuhalten. (we/jgr)