Köln.
Mäusekot, Nager-Knochen und Pestizide - das alles wurde in gefälschten Zigaretten gefunden, die unter anderem im Ruhrgebiet angeboten wurden. Davor warnen jetzt Sicherheitsbehörden.
Sicherheitsbehörden warnen vor Milliarden gefälschter Zigaretten, die auf dem deutschen Markt und aktuell offenbar im Ruhrgebiet angeboten werden. Nach Laboranalysen sind sie mit gefährlichen Zusatzstoffen versetzt. Ihr Tabak ist teils mit Mäusekot, Nager-Knochen, Pestiziden, Cadmium, Blei und geschredderten CD-Plastikteilen verseucht.
Zollfahnder erwarten eine neue Offensive der Zigarettenmafia. „Wir vermuten, dass sich derzeit zum Beispiel im Ruhrgebiet eine Straßenverkäufer-Szene für illegale Zigaretten entwickelt“, sagte Wolfgang Schmitz vom Zollkriminalamt unserer Zeitung.
Herstellung in Köln und Oberhausen
Die Tabakbranche geht davon aus, dass schon 20 Prozent der gerauchten Glimmstängel illegaler Herkunft sind. Allein das im russischen Königsberg nur für den illegalen Export produzierte Camel-Imitat Jin Ling soll in Deutschland einen Marktanteil von vier Prozent erreichen. Während die legale, also versteuerte Stange zwischen 40 und 50 Euro kostet, werden Nachahmer-Zigaretten für zehn bis 18 Euro pro Stange angeboten – unter Freunden, in Sportvereinen, immer mehr im Internet. Der Staat verliert so jährlich eine Milliarde Euro Steuern.
Zunehmend werden die gefälschten Tabakprodukte in EU-Ländern in getarnten Fabriken unter den Augen der Behörden hergestellt. 21 solcher Produktionsstätten wurden 2009 ausgehoben – in Bulgarien, Rumänien, den baltischen Staaten, in Österreich und Belgien. In Deutschland hat der Zoll illegale Herstellungen in Oberhausen und Köln hochgehen lassen. In Köln habe sich der Inhaber als Spediteur getarnt, berichten Fahnder. Strom für die Produktion sei in einer Lagerhalle über Notstromaggregate er-zeugt worden, um Verdacht zu vermeiden. Die Arbeiter seien illegal Beschäftigte aus Osteuropa gewesen. Arbeitszeit: Rund um die Uhr.
Der deutsche Zoll stellte im vergangenen Jahr 281 Millionen Schmuggel-Zigaretten sicher. 2007 waren es fast doppelt so viele. Die Fahndung nach den illegalen Produzenten sortiert sich deshalb neu. Weil Drahtzieher nach wie vor außerhalb der EU vermutet werden, verfolgt der Zoll jetzt Beschaffungen für die Zigarettenproduktion und auch die Finanzströme.