Paris. .
Als Nicolas Sarkozy Präsident von Frankreich wurde, legte er feierlich ein Gelübde ab. Seine Regierung werde dem Volk durch „untadeliges Verhalten“ als Beispiel dienen. Drei Jahre später muss der Wähler jedoch enttäuscht feststellen, dass die moralische Wende ausgeblieben ist.
Im Gegenteil: Staatssekretäre, die Zigarren für 12.000 Euro auf Staatskosten anschaffen und luxuriöse Dienstreisen abrechnen, Minister, die Amtswohnungen ihrer Sippschaft überlassen, erklären das ramponierte Ansehen der herrschenden Klasse. Der „citoyen“ soll sparen, aber die da oben leben so dekadent wie damals im „Ancien Régime“. Nun die Bettencourt-Affäre: eigentlich ein bizarrer Familienzwist im Hause L’Oréal, mittlerweile jedoch eine explosive Staatsaffäre mit täglichen neuen Anschuldigungen.
Am Pranger steht das monarchische System Sarkozy, die unheilvolle Allianz von Macht und Moneten. Wo kühle Distanz und Unbestechlichkeit geboten wären, herrscht oft klebrig-miefige Nähe. Um den angeschlagenen Parteisoldaten Eric Woerth aus der Schusslinie zu nehmen, hat Sarkozy jetzt den Industrieminister und einen Staatssekretär gefeuert. Zwei Bauernopfer, die auch König Sarko vor dem gefährlichen Strudel bewahren sollen. Kippt sein Arbeitsminister trotzdem, kann der Präsident sein wichtigstes Projekt, die Rentenreform, beerdigen. In diesem Fall sind seine Chancen für eine Wiederwahl 2012 gleich null.