Gaza. .

Zwei Tage nach dem blutigen Militäreinsatz gegen eine Hilfsflotte für den Gazastreifen hat Israel alle festgehaltenen Aktivisten abgeschoben. Ein 42-Jähriger aus NRW lag zunächst verletzt in der Klinik.

Nach dem Militäreinsatz gegen einen Schiffkonvoi verzichtet Israel auf eine strafrechtliche Verfolgung der insgesamt fast 700 Menschen, die vorübergehend festgesetzt worden waren. Das kündigte Generalstaatsanwalt Jehuda Weinstein jetzt an. Israel kommt mit der Freilassung einer Aufforderung der türkischen Regierung nach. Die Mehrzahl der pro-palästinensischen Aktivisten stammt aus der Türkei.

Israel ließ am Mittwoch fünf Deutsche aus dem Gefängnis Beerscheba frei. Sie hätten sich am Mittag auf dem Weg zum Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv befunden und würden abgeschoben, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Es sei für Deutschland schwierig gewesen, Kontakt zu den Deutschen herzustellen. Ein sechster Deutscher lag bei Tel Aviv im Krankenhaus. Er sei 42 Jahre alt und stamme aus Nordrhein-Westfalen. Die deutsche Botschaft habe mittlerweile auch Kontakt zu ihm. Auch er wurde später aus dem Krankenhaus in Tel Aviv entlassen, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Für alle wurde eine baldige Ausreise angestrebt.

Das türkische Parlament forderte Israel unterdessen zu einer offiziellen Entschuldigung für die Kommandoaktion in der Nacht zum Montag auf, bei der neun Aktivisten getötet wurden. Außerdem müsse Israel den Hinterbliebenen eine Entschädigung zahlen und die Verantwortlichen für den Einsatz vor Gericht stellen, heißt es in der am Mittwoch verabschiedeten Deklaration.

Die türkische Regierung wird darin zu einer umfassenden Überprüfung des Verhältnisses zwischen beiden Ländern auf allen Ebenen aufgefordert. „Die Türkei soll versuchen, durch nationale und internationale Rechtsinstitutionen Gerechtigkeit gegen Israel zu erwirken“, hieß es weiter.

Hilfsgüter auf dem Landweg nach Gaza gebracht

Der Konvoi aus sechs Schiffen wollte Hilfsgüter in den Gazastreifen bringen, der von Israel seit der Machtübernahme der radikalislamischen Organisation Hamas im Sommer 2007 blockiert wird. Israelische Eliteeinheiten hatten die Flotille gestürmt. In den Gefechten kamen neun Aktivisten ums Leben. Einen Teil der Ladung, vor allem Medikamente, Rollstühle und Lebensmittel, wurde von der Armee auf dem Landweg in den Gazastreifen transportiert, wie ein Militärsprecher sagte. Bis Donnerstag sollte der Rest folgen.

Die israelischen Streitkräfte veröffentlichten Videoaufnahmen, die zeigen, wie die Soldaten von Aktivisten mit Metallstangen und Brandbomben angegriffen werden. Die israelischen Behörden erklärten, die Aktivisten hätten auch Messer, Schlagstöcke und zwei Pistolen gegen die Soldaten eingesetzt.

Angesichts der Empörung der Türken über den israelischen Militäreinsatz forderte Israel die Angehörigen seiner Diplomaten in der Türkei zum Verlassen des Landes auf. Das israelische Außenministerium habe eine entsprechende Anweisung herausgegeben, berichteten Rundfunksender und Zeitungen. Die Diplomaten dürften dagegen bleiben. Ein Sprecher des Ministeriums wollte die Berichte weder bestätigten noch dementieren.

Ägypten lockert Blockade

An der Hilfsaktion nahmen auch Bundestagsabgeordnete der Linkspartei teil. Der israelische Botschafter in Deutschland kritisierte die Teilnahme der Abgeordneten. „Die Absicht bestand nicht in humanitärer Hilfe, sondern darin, die Blockade zu brechen“, sagte Yoram Ben-Zeev laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Nur so sei zu erklären, warum die Aktivisten das Angebot ausgeschlagen hätten, die Hilfslieferungen im Hafen von Aschdod löschen und unter Aufsicht nach Gaza bringen zu lassen.

Ägypten lockerte am Mittwoch die Blockade des Gazastreifens. Mehrere hundert Palästinenser verließen das Gebiet über den Grenzübergang Rafah. Im Gegenzug reiste eine kleinere Menschenmenge in den Gazastreifen ein. Außerdem wurden Hilfsgüter wie Decken, Zelte und Stromgeneratoren eingeführt.