Berlin. .

Kanzlerin Angela Merkel soll Roland Koch dazu bewegen, doch in der Politik zu bleiben. Das fordern mehrere Unionspoltiker. Koch bekam beim Werben für Wulff bei der Bundespräsidentenwahl deutlich mehr Applaus als Merkel.

Mehrere Unionspolitiker haben Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgefordert, den scheidenden hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zu einem Verbleib in der Politik zu bewegen. Koch habe vor den Unionsdelegierten der Bundesversammlung eine eindrucksvolle Rede gehalten, sagte der CSU-Ehrenvorsitzende Edmund Stoiber dem „Spiegel“. Er fühle sich bestätigt, dass man Roland Koch unbedingt in der Politik halten sollte.

Ähnlich äußerte sich der CDU-Europaabgeordnete Elmar Brok. „Roland Koch hat eine überragende Fähigkeit in wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen. Deswegen würde ich ihn in der Politik halten.“ Nachdem Christian Wulff am Mittwoch in der Bundesversammlung auch im zweiten Wahlgang gescheitert war, hatte Koch eindringlich vor der Unionsfraktion für den Kandidaten geworben. Er bekam dafür deutlich mehr Applaus als Merkel, deren Rede von vielen Delegierten als zu kühl und technisch kritisiert wurde. Koch hat Ende Mai seinen Abschied aus der Politik angekündigt.

Merkel wird „Bunkermentalität“ vorgeworfen

Der Chef der CDU/CSU-Mittelstandsvereinigung Josef Schlarmann forderte Merkel auf, Partei und Regierung umzubauen. „Der kleine Kreis um Frau Merkel kann nicht all die schwierigen Fragen lösen, die im Moment anstehen. Sie muss Partei und Regierung personell besser aufstellen“, sagte er.

Der hessische CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand kritisierte, im Kanzleramt herrsche derzeit eine „Bunkermentalität“. Inhaltliche Vorschläge würden nicht sachlich bewertet, sondern nach der Frage, ob man als Freund oder Feind des Merkel-Lagers gelte. „Ein solcher Umgang schadet der Union, und letztlich auch unserer Arbeit für das Land“, sagte Brand.

Nach „Spiegel“-Informationen hatten die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Sachsen, Peter Harry Carstensen und Stanislaw Tillich, während der Bundesversammlung eine Sondersitzung des CDU-Präsidiums verlangt, um über die Gründe des zweimaligen Scheiterns von Wulff zu beraten. CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe und Unionsfraktionschef Volker Kauder hätten dies aber abgelehnt. (apn)