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Das Turbo-Abi wirkt bis in die Grundschule hinein. Viele Eltern spüren Furcht, ihr Kind könnte scheitern in der Schule, damit auch scheitern im Leben. Darum sollen auch sie lernen, wie man mit dem Druck umgeht – im Elterntraining.
„Der Druck auf die Kleinen ist enorm gestiegen“, sagt Rixa Borns, Leiterin einer Grundschule und zuständige Expertin bei der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). „Heute werden Eltern schon nervös, wenn es im zweiten Schuljahr erste Noten gibt.“ Profi-Nachhilfe für Achtjährige boomt, zugleich wollen Eltern immer wieder, dass ihr Kind das dritte Schuljahr wiederholt. „Eine Drei oder Vier im Zeugnis macht vielen Angst – sie fürchten, ihr Kind hat damit keine Chance mehr auf einen guten Abschluss.“
Das Turbo-Abitur am Gymnasium in acht Jahren wirke massiv bis in die Grundschule hinein, so Borns. „Die Eltern, die eine gute Bildung schätzen, setzen alles daran, ihrem Kind zum Erfolg zu verhelfen.“ Leider bewirke ständiger Druck aber oft das Gegenteil: Überforderte Kinder, die vor der nächsten Klassenarbeit zittern, verlieren die Freude am Lernen. Borns: „Schlimm ist: Man lässt den Kindern keine Zeit mehr, Kinder zu sein.“
Adolf Timm (66) kann das bestätigen. Der langjährige Leiter der Europaschule Timmendorfer Strand in Norddeutschland versteht sich heute als Anwalt der Kinder. Jedes müsse seine Talente und Potenziale ohne falschen Erfolgsdruck entwickeln und ausschöpfen können, sagt er. „Jedes Kind hat Stärken. Und jedes Kind will lernen. Leider sieht man aber zu viele Kinder in der Schule scheitern.“
Die Eltern als Lerncoach
Um das zu ändern, wirbt er für eine „Bildungsreform von unten“. Die Eltern will er als „Lerncoach“ ins Boot holen. „Wenn Eltern wissen, dass Druck eher schadet als hilft, wenn sie das Lernen ihrer Kinder mit mehr Gelassenheit begleiten, dann profitieren alle davon: Die Kinder, die sich gut aufgehoben und begleitet fühlen, die Eltern, die Hausaufgaben nicht mehr als permanenten Hausfriedensbruch erleben. Und die Lehrer, die erleben, dass ihre Arbeit unterstützt und geschätzt wird.“
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Gemeinsam mit dem Bildungsforscher hat Timm ein Elterntraining entwickelt, das beide – nach Erfolgen in Baden-Württemberg und Bayern – nun auch in NRW etablieren wollen. In drei Tagesschulungen (Kostenpunkt: 30 Euro pro Tag und Person) geht es dabei um die Themen „Mit der Erziehung die Weichen stellen“; „Richtig motivieren – besser lernen“ und „Familie als Lernwerkstatt gestalten“.
Die Trainer für NRW sucht Timm zurzeit. „Wir brauchen dafür nicht nur Pädagogen, sondern engagierte Leute aus allen Berufen.“ Auch mit Ingenieuren, Journalistinnen oder Hausfrauen habe man bisher gute Erfahrungen gemacht.
Die Trainer bieten in Kooperation mit den (Grund-)Schulen das Elterntraining an. „Die Resonanz war bisher sehr gut“, sagt Timm und ist nicht allzu überrascht: „Geht es doch um das gemeinsame Ziel, dass Kinder und ihre Eltern den Schulalltag nicht nur überleben, sondern mit Optimismus und Freude gestalten.“