Brüssel. .
Die EU hat ein Stahl-Kartell aufgedeckt, das „fast wie in der Planwirtschaft“ funktionierte. Den Firmen wurde eine saftige Strafe aufgebrummt. Betroffen sind auch Unternehmen aus NRW.
So viel Unverfrorenheit findet selbst EU-Kommissar Joaquin Almunia „erstaunlich“: 36 Stahlunternehmen haben 18 Jahre lang Preise von Metalldrähten und Litzen aus Walzdraht abgesprochen, Lieferquoten verabredet, Märkte untereinander aufgeteilt und vertrauliche Kundeninformationen weitergereicht. Nun muss das Stahlkartell dafür blechen.
Die EU-Kommission hat die Firmen zu Strafen von insgesamt 518 Millionen Euro verdonnert. Denn „diese Unternehmen sind fast so aufgetreten wie in einer Planwirtschaft“, schimpft Almunia. Nationale „Koordinatoren“ trafen sich mehr als 500 Mal in Hotelzimmern und vereinbarten als „Züricher Club“ und später auch als „Club Italia“ unlautere Strategien, um den Kunden mehr Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die höchste Strafe müssen die Firmen aus dem Konzernverbund des Stahlriesen Arcelor-Mittal berappen: 276 Millionen Euro. In Deutschland trifft es vor allem die Westfälische Drahtindustrie (WDI) in Hamm, die eine Strafe von 56 Millionen Euro aufgebrummt bekommt. Die Völklinger Saarstahl und ihre Kölner Tochter DWK waren zwar auch an den illegalen Absprachen auf Kosten der Kunden beteiligt, müssen aber keine Buße zahlen, weil sie die anderen verpfiffen haben und deshalb von der Kronzeugenregelung Gebrauch machen. Bemerkenswert, dass Branchengrößen wie die Essener Thyssen-Krupp als auch die niedersächsische Salzgitter nicht zum Kartell gehörten.