Oberhausen. .
Von stillen und lauten Momenten: Bei der „Ruhr in Love“ in Oberhausen bleibt bis auf die Getränkeversorgung alles entspannt.
Es wirkt wie ein herzlicher Wegweser: „Hier geht es zu Sabrina und Renes Ja-Wort-Party!“ Der mit Kugelschreiber geschriebene Zettel hängt unscheinbar an einem Baum. Nur weniger Meter vor dem Eingang des Olga-Parks. Ein Liebesbekenntnis im engsten Kreis der Familie elektronischer Musik-Fans. 40.000 Tanzfreunde feiern nach Angaben der Polizei bei „Ruhr in Love“auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau ein lautstarkes Festival mit Techno, House, Hardcore und Trance.
Die Sonne brennt am Samstagmittag auf das Gelände. Also legen die Festival-Besucher erst einmal die Beine hoch, fläzen sich zwischen das Blumenbeet, suchen sich unter den Bäumen einen Schattenplatz oder lassen die Füße im kleinen Kanal des Parks in einer feuchten Erfrischung baumeln. Der Olga-Park ist ein Ort, um die Augen zu schließen. Normalerweise. Während Sonnenanbeter sich auf der faule Haut legen, werden auf 35 Tanzflächen gleichzeitig die Boxen befeuert. 300 Disk-Jockeys haben ihre Plattensammlung mitgebracht und bespielen zehn Stunden lang die Tanzwütigen.
Zwischen Kirmes und Tanzwettstreit
Es wirkt ein wenig wie Kirmes – oder ein Tanzwettstreit. Wenn einem die Beschallung auf einer der Freiluftlokalitäten nicht gefällt, kein Problem. Einige Schritte in die andere Richtung und schon steht man im nächsten Pulk. Abwechslung am Turntable versprechen auch die Schwergewichte der Szene. Tom Novy kommt aus Zürich nach Oberhausen. Menno de Jong aus Eindhoven. „Tocadisco wollen wir hören“, sagt Jennifer Brandenburg aus Frankfurt. Die weite Anreise nimmt sie gerne in Kauf: „Bei Ruhr in Love ist alles entspannt. Hier kann man ohne Stress in die Musik abtauchen.“
Erfrischungen mit dem kühlen Nass, bei den hohen Temperaturen unverzichtbar. Doch wenige Stunden vor Ende des Festivals gehen plötzlich die Wasserflaschen aus. Oftmals klagen Festival-Besucher über gänzlich fehlendes Wasser an den Ständen, wo es am frühen Abend nur noch Cola und alkoholische Getränke gibt. „Das ist ärgerlich“, findet auch Petra Geller. Sie wundert sich zudem über den Koffeinzusatz in ihrer Wasserflasche. „Das kann längst nicht jeder vertragen.“
Klangsoße aus der Ferne
Aus der Ferne klingt das Festival wie eine Klangsoße, weil sich die Töne verschiedener Tanzflächen vermischen. Auf den Flächen selbst bekommt man vom Musik-Angebot des Nachbarn dagegen wenig mit. Sommerparty in Sommerklamotten. Beim Zappeln wird wenig Stoff bevorzugt. Schrilles und Buntes gibt es. Doch die für die Anfangszeit des Techno typischen Puschel-Pailletten an den Füßen und Neonhemden haben längst Seltenheitswert.
Mittlerweile feiert man selbst im Fußball-Trikots. Nach Möglichkeit in Schwarz-Rot-Gold. Doch der Marathon-Tanz dauert länger als 90 Minuten. Trikots sind erwünscht im Tanz-Getümmel, aber bitte keine Vuvuzelas! Die WM-Tröten haben im Olga-Park Hausverbot. Bei der Auswahl lautstarker Töne gibt es schließlich maßgebliche Unterschiede.