Tausende Firmen scheren sich einen klammen Kehricht um den Mindestlohn, den sie ihren Mitarbeitern schulden. Das lässt erahnen, dass ohne Mindestlöhne in diesen Branchen reinste Willkür herrschen würde. Deshalb ist es richtig, überall dort, wo Dumpinglöhne eine Rolle spielen, einen auf die Branche abgestimmten Mindestlohn einzuführen. Für acht Branchen mit zwei Millionen Beschäftigten gilt das bereits. Im Juli kommen 800 000 Pflegekräfte hinzu.
Doch Stundenlöhne lassen sich nicht so leicht prüfen. Im Putzgewerbe etwa ist die Unsitte verbreitet, den Mindestlohn zwar zu zahlen, aber die in einer Stunde zu erledigende Arbeit zu erhöhen. Dann sollen eben 15 Zimmer statt 12 geputzt werden. Schafft die Putzfrau das nicht, ist sie selber schuld. Die Prüfer konstatieren, dass dies ein echtes Problem für sie darstellt, was nichts anderes heißt, dass viel mehr als die überführten zehn Prozent der Firmen den Mindestlohn unterlaufen. Genau das droht auch in der ambulanten Pflege. Die Zeit pro Patient ist schon heute viel zu knapp bemessen. Würde durch den Mindestlohn der Zeitdruck weiter erhöht, wäre niemandem geholfen. Deshalb ist effektive Kontrolle genauso wichtig wie der Mindestlohn selbst. Selbstverständlich braucht es dafür mehr Prüfer.