Man kann die Schulzeitverkürzung an Gymnasien (G8) gut oder schlecht nennen. Die Umsetzung der Reform aber verdient bestenfalls ein „mangelhaft”. An allzu vielen Stellen hakte es. Bei den Konzepten zu reduzierten Lerninhalten, bei Schulbüchern, bei dringend nötigen Fortbildungen für Lehrer, die plötzlich einen Ganztagsunterricht gestalten sollen, bei Unterrichts- und Aufenthaltsräumen und anfangs auch bei Lehrkräften für die geplanten Ergänzungsstunden. . . Sitzenbleiben durfte es plötzlich nicht mehr geben. Wo die vorgesehene individuelle Förderung nicht half oder nicht angeboten werden konnte, da wurden Schüler manches Mal an die nächste Schulform weitergereicht. Und jeder dieser Haken schnitt Schülern und Lehrern ins Fleisch. Sie mussten ausbaden, was schlecht vorbereitet war.

Eine Hauptursache für den Stolper-Start: Ursprünglich sollte die Schulzeitverkürzung erst in der Oberstufe greifen. Kurzfristig entschied die Landesregierung, das eine Jahr in der Sekundarstufe I einzusparen. Entsprechend spät wurden auf Landesebene die Kernlehrpläne erarbeitet. Die Kinder lernten schon zwei Jahre im neuen System, als endlich die Regeln dafür verbindlich vorlagen. Dann erst konnten Schulen den Unterricht anpassen.

Und das 1000-Schulen-Programm für Mensen und Aufenthaltsräume war eigentlich eine gute Investition. Aber das Programm kam zu spät und war zu mager ausgestattet. Das Ergebnis: Elfjährige sind heute noch vielerorts acht Stunden in der Schule, ohne zwischendurch eine ordentliche Mahlzeit zu bekommen. Wer dann noch einen halbstündigen Heimweg hat, braucht eine robuste Natur. Sicher, Kinder halten das aus. Heranwachsenden angemessen ist das sicher nicht. Und die Lernfähigkeit dürfte es ebenfalls kaum steigern.

Jetzt geht es also in die Oberstufe. 2013 macht der Doppeljahrgang gemeinsam das gleiche Zentralabitur. Die Schulen werden weiter improvisieren müssen: bei den Vertiefungskursen für die Turbo-Schüler, den Lernmaterialien, der Umorganisation des gesamten Schulalltags. Und wenn dann die nächste grundlegende Schulreform kommt: Dann ist Schülern, Lehrern und der Gesellschaft nur zu wünschen, dass diese besser vorbereitet sein wird.