London/Bochum. .
Die Ölpest im Golf von Mexiko hat den BP-Konzern nach eigenen Angaben bislang zwei Milliarden Dollar gekostet - wahrscheinlich nur ein Bruchteil dessen, was die Katastrophe insgesamt kosten wird. Die deutsche Tochter Aral leidet noch nicht unter den Folgen.
Der Ölkonzern BP hat im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko nach eigenen Angaben bislang zwei Milliarden Dollar ausgegeben. Diese Summe werde aber weiter steigen, erklärte BP am Montag. In der vergangenen Woche hatte der Konzern der Einrichtung eines Entschädigungsfonds für die Opfer der Umweltkatastrophe zugestimmt. Dieser soll 20 Milliarden Dollar umfassen. Bisher seien 105 Millionen Dollar an 32.000 Antragsteller ausgezahlt worden, teilte BP am Montag mit.
Der Verwalter dieses Entschädigungsfonds, Kenneth Feinberg, forderte unterdessen eine schnellere Auszahlung von Entschädigungszahlungen an die Opfer der Katastrophe. Viele Betroffene befänden sich in „extremen finanziellen Engpassen“ und benötigten sofortige Hilfe, sagte Kenneth Feinberg am Montag in einem Interview. Die Menschen könnten Schadensersatz auf elektronischem Weg beantragen und benötigten dazu keinen Anwalt. Damit sie nicht lange auf die Hilfszahlungen warten müssten, sei ein Pauschalbetrag sinnvoll.
BP-Tochter Aral spürt noch keine Auswirkungen
Bislang habe der Ölkonzern BP mehr als 100 Millionen Dollar (knapp 81 Millionen Euro) an Opfer der Ölkrise ausgezahlt, bestätigte Feinberg weitgehend die Angaben von BP. Es seien allerdings Ansprüche auf Entschädigungszahlungen von insgesamt mehr als 600 Millionen Dollar (knapp 485 Millionen Euro) geltend gemacht worden. Dass es zu vielen falschen Schadensersatzforderungen komme, sei unwahrscheinlich. Nach den Anschlägen vom 11. September habe es nur eine Handvoll solcher Betrugsfälle gegeben. Feinberg hatte damals den Entschädigungsfonds für die Opfer betreut.
Die deutsche BP-Tochter Aral leidet bislang finanziell nicht unter dem Imageschaden durch die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko. Die Umsätze an den blau-weißen Tankstellen seien trotz der täglichen Berichte über das Umweltdesaster an der US-Küste stabil, sagte der Sprecher des Mineralölkonzerns, Detlef Brandenburg, am Montag der Nachrichtenagentur DAPD. Er bestätigte damit einen Bericht der „Leipziger Volkszeitung“.
Bericht über Ventilleck schon lange vor Explosion
Auch Versorgungsengpässe bei den deutschen Tankstellen seien durch das Desaster nicht zu erwarten, hieß es weiter. Denn die Quelle im Golf von Mexiko habe zum Zeitpunkt des Unglücks die Produktion noch nicht aufgenommen gehabt, so dass hier keine Lücke entstanden sei.
Ein BP-Mitarbeiter berichtete unterdessen dem britischen Sender BBC, er habe schon Wochen vor der folgenschweren Explosion der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ ein Leck am sogenannten Blowout Preventer entdeckt - ein Absperrventil, das ein Bohrloch im Notfall rasch verschließen soll. Er habe die Firma davon unterrichtet, sagte Tyrone Brenton in dem auszugsweise veröffentlichten Interview. Dann sei ein anderes Teil benutzt worden, „damit man die Produktion nicht stoppen muss“.
Die Plattform, die BP von der Firma Transocean geleast hat, explodierte am 20. April. BP betonte in einer Erklärung, man kenne die Anschuldigungen. Allerdings sei Transocean „sowohl für den Betrieb und die Instandhaltung“ des Absperrventils verantwortlich gewesen. (apn)