Agadir. .
Das Verbot des kommerziellen Walfangs steht auf der Kippe. In Agadir berät derzeit die Internationale Walfangkommission über Lockerungen. Japan droht mit dem Austritt aus dem Germium. Tierschützer sind in Alarmbereitscharft.
In Agadir berät die Internationale Walfangkommission (IWC) seit Montag über die Einführung von Fangquoten. Die Vertreter der Teilnehmerstaaten sitzen in der marokkanischen Stadt fünf Tage lang zusammen, um einen Kompromiss auszuhandeln. Japan hat mit dem Austritt aus dem Gremium gedroht, sollte das seit 1986 international gültige kommerzielle Fangverbot nicht gelockert werden. Tierschützer sind strikt gegen den vorgeschlagenen Walfang im Südpolarmeer.
Seit April zirkuliert ein Kompromisspapier unter den 88 IWC-Mitgliedsstaaten. Darin wird vorgeschlagen, das kommerzielle Fangverbot für die Meeressäuger für zehn Jahre aufzuheben und erstmals Fangquoten festzulegen, um den Walfangnationen Japan, Norwegen und Island entgegenzukommen. Diese Quoten liegen unter der Zahl der bis zu 2.000 Wale, die derzeit tatsächlich getötet werden. Die Befürworter des Kompromisses erklären, dadurch würden in den nächsten zehn Jahren 5.000 Tiere gerettet.
Doch besonders der Vorschlag, den Walfang in antarktischen Gewässern begrenzt wieder einzuführen, trifft bei Umweltschutzorganisationen und manchen IWC-Ländern auf Widerstand. „Wenn es auf der Welt einen Ort gibt, wo Wale unbedingt geschützt werden müssen, ist es das Südpolarmeer“, erklärte WWF-Artenschutzexperte Volker Holmes. Einige der stark geschrumpften Großwalpopulationen seien für die Nahrungssuche vollständig auf die antarktische Meeresregion angewiesen.
Walfang zu „wissenschaftlichen Zwecken“
Andere Gegner des Kompromisses kritisieren, die angestrebte Regelung würde die Jagd aus Profitstreben legalisieren und eine sterbende Industrie am Leben erhalten, die pausenlos von Tierschützern auf allen Weltmeeren attackiert wird. Zu den Gegnern des Kompromisses gehören unter anderem der deutsche Bundestag und Australien. Auch die USA haben Bedenken angemeldet.
Das Moratorium von 1986 hat zahlreiche Ausnahmen zugelassen. So ist beispielsweise der Walfang zu „wissenschaftlichen Zwecken“ erlaubt. Kritikern zufolge ist das aber nur ein Vorwand für den kommerziellen Walfang. So hat Japans ungezügelte Jagd aus angeblich wissenschaftlichem Interesse samt erlaubter Verwertung der gejagten Tiere laut IWC dazu geführt, dass derzeit mehr Wale in Sushi-Bars landen als in Laboratorien von Forschern. Seit Inkrafttreten des Moratoriums wurden nach Angaben des Animal Welfare Institute in Washington etwa 33.600 Wale getötet. (ap)