Salt Lake City. .

In den USA ist zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt ein Todeskandidat erschossen worden. Der verurteilte Mörder Ronnie Lee Gardner sei am Freitag hingerichtet worden.

In den USA ist zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt ein Todeskandidat durch ein Erschießungskommando hingerichtet worden. Der verurteilte Mörder Ronnie Lee Gardner sei am Freitag erschossen worden, teilte die Strafvollzugsbehörde des Bundesstaates Utah mit. Ein letztes Gnadengesuch des 49-jährigen Verurteilten war wenige Stunden zuvor abgelehnt worden.

„Archaisch und brutal“ - mit Gebeten auf den Stufen des Kapitols von Salt Lake City wollte Bischof John Wester ein Wunder in letzter Minute erflehen. Es blieb aus. Alle Rechtswege waren ausgeschöpft. Und niemand wagte mehr ernsthaft zu hoffen, dass ausgerechnet Utahs Gouverneur Gary Herbert, ein Verfechter der Todesstrafe, noch so kurz vor der Exekution Gnade walten lasse. Zu Recht, denn am Freitag wurde Ronnie Lee Gardner von einem Erschießungskommando erschossen. Ein schauriges Spektakel im Mormonenstaat, das selbst unter vielen Befürwortern der Todesstrafe Unbehagen auslöste.

Angeschnallt auf einem Stuhl

Ronnie Lee Gardner wählte die Art seines Todes, die Erschießung, selbst. (Foto:afp)
Ronnie Lee Gardner wählte die Art seines Todes, die Erschießung, selbst. (Foto:afp) © AFP

Die Art seines Todes hatte der verurteilte Doppelmörder, an dessen Schuld es keine Zweifel gibt, selbst gewählt. Angeschnallt auf einem Stuhl, mit einer Kapuze über dem Kopf und das Ziel in der Herzgegend deutlich rot markiert, hatte Gardner in einer speziellen Todeskammer, in der Sandsäcke mögliche Querschläger auffangen sollen, auf sein Ende gewartet. Zwar hat auch Utah wie alle anderen 34 US-Bundesstaaten, die die Todesstrafe anwenden, die Erschießungskommandos durch die Exekution mit der Giftspritze ersetzt. Doch gilt die Regelung nicht für Delinquenten wie Gardner, die vor der Gesetzesnovelle 2004 verurteilt wurden. Er durfte sich noch entscheiden zwischen Kugel oder Spritze.

Als „Echo aus einer anderen Zeit“ prangerte längst nicht nur Richard Dieter vom Todesstrafen-Informationszentrum in Washington, einem Bündnis der Todesstrafengegner, die Art der Hinrichtung an. Auch Amnesty International protestierte, dass 14 Jahre nach der bislang letzten Erschießung noch einmal ein Todeskandidat in den USA auf diese Weise exekutiert werden sollte. Doch die Debatte über Gardners Sterben hat aus Sicht der Todesstrafengegner auch einen ungewollten Effekt. Gemessen an der archaisch anmutenden Methode aus der Wildwest-Pionierzeit, bei der richtiges Blut fließt, erscheint der Tod durch die Giftspritze plötzlich klinisch sauber und ein Stück weit weniger unmenschlich.

Todesstrafe aus Kostengründen abschaffen?

Dabei ist auch diese Methode nach haarsträubenden Pannen in jüngster Zeit zunehmend umstritten. Ausgerechnet die Krise hat überdies die Debatte über die Todesstrafe in den USA neu angefacht. Nicht aus moralischen, sondern aus Kostengründen erwägen inzwischen eine ganze Reihe von rezessionsgeplagten Bundesstaaten, die Todesstrafe abzuschaffen. Die Zahl der Todesurteile geht ohnehin seit geraumer Zeit zurück. Freilich warten vor allem in Kalifornien, Texas und Florida noch über 3200 Todeskandidaten auf ihre Hinrichtung.

Einen Wehrlosen zu erschießen, setzt dabei auch den Schützen zu. „Ich hatte Bedenken, auf einen gefesselten, hilflosen Mann auf einem Stuhl zu schießen. Aber wir hatten einen Job zu erledigen. Ich bedauere dies nicht, würde es aber nicht noch einmal tun“, erklärte einer der - anonymen - Schützen, der vor 14 Jahren bei der letzten Erschießung eines verurteilten Kindermörders anlegte. Um Schuldgefühle bei den Freiwilligen zu vermeiden, ist eines der Gewehre lediglich mit Platzpatronen geladen. Zur Belohnung gibt es hinterher eine Medaille für geleistete Dienste, „die über die normalen Pflichten hinausgehen“. (mit Material von afp)