Düsseldorf. .

Die Post will in ihrer Briefsparte offensichtlich deutlich härter sparen als geplant: Laut Medienberichten sollen etliche Filialen verkauft, der Zustelldienst an billigere Tochterfirmen ausgegliedert werden.

Die Deutsche Post bereitet einem Bericht zufolge das größte Sparprogramm in der Geschichte ihrer Briefsparte vor. Der Konzern wolle innerhalb eines Jahres eine Milliarde Euro einsparen, etwa fünf Mal so viel wie bislang geplant, schreibt die „Wirtschaftswoche“ in einer Vorabmeldung vom Samstag unter Berufung auf Konzernkreise. Das Projekt mit dem Namen „One“ solle noch im Spätsommer starten und sei kürzlich vor Führungskräften vorgestellt worden. Ein Postsprecher wollte den Bericht auf Anfrage nicht kommentieren.

Größere Einnahmen erhoffe sich Brief-Vorstand Jürgen Gerdes durch den Verkauf der 350 Postfilialen, die der Konzern noch in Eigenregie betreibe, heißt es in dem Bericht. Die ehemalige Konzerntochter Postbank habe an 277 Filialen Interesse angemeldet. Sie könnte demnach mehr als 100 Millionen Euro zahlen und auch Mitarbeiter übernehmen.

Im Mai hatte das Unternehmen bestätigt, mit der Postbank über eine Übernahme von bundesweit 277 Filialen zu verhandeln. Angepeilt wurde demnach ein Verkauf zum 1. Juli. Bereits vergangenen August hatte die Post angekündigt, sich bis Ende 2011 von allen selbst betriebenen Filialen trennen zu wollen; sie sollten demnach vollständig von Partnern vor allem im Einzelhandel übernommen werden.

Laut der „Wirtschaftswoche“ erwägt die Post zudem, in ausgewählten Bezirken Pakete und Briefe gemeinsam zustellen zu lassen, wie es in Teilen Hamburgs bereits praktiziert werde. Langfristig stehe auch das Netz der 82 Brief- und 33 Paketzentren auf dem Prüfstand, einigen Zentren könne die Schließung drohen.

Auch bei der Zustellung könne gespart werden, heißt es in dem Bericht. So könnten weniger Briefe innerhalb eines Tages zugestellt werden, bislang betrage die Quote 95 Prozent, die gesetzliche Mindestanforderung liege bei 80 Prozent. Ziel könne auch die Fünf-Tage-Zustellung sein.

Zwtl: Größte Sparpotenzial beim Personal

Das größte Sparpotenzial sähen Post-Manager beim Personal, heißt es in dem Bericht. Die Briefsparte beschäftige 143.000 Mitarbeiter, die Hälfte davon in der Zustellung. Kündigungen seien bis Mitte 2011 zwar ausgeschlossen, doch die Post verlagere zunehmend Arbeit an ihre Niedriglohn-Tochter First Mail, die einen Stundenlohn von 9,80 Euro zahle. Im Konzern liege er im Schnitt bei 14 Euro. Vorsorglich habe First Mail die Zahl der Lehrstellen von 15 auf 1.000 aufgestockt.

Die Briefsparte der Deutschen Post steht aufgrund wachsender Konkurrenz und zunehmendem E-Mail-Verkehr erheblich unter Druck, wie es in dem Bericht heißt. Noch ist sie demnach der gewinnträchtigste Bereich mit einem operativen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2009, ein Hauptteil des operativen Gesamtgewinns von rund 1,5 Milliarden Euro. (ap)