Köln. .
Alisar ist Germany’s Next Topmodel. Soviel wird man vom Finale von Heidi Klums Castingshow behalten. Viel mehr aber auch nicht.
Hier zunächst ein Tipp für Physiklehrer: Wenn Sie das nächste Mal von der Relativitätstheorie sprechen und die Dehnung der Zeit vermitteln wollen, zeigen Sie einfach das Finale von „Germany’s Next Topmodel.“ Schon wird deutlich, dass sich zweieinhalb Stunden anfühlen können wie zweieinhalb Jahre.
Wie schon im Vorjahr funktionierte Heidi Klums Modelcasting als Live-Sendung nicht. Dass ein Großteil der Endrunde für Rückblenden draufging, war durchaus bezeichnend. In diesen Einspielern sah man alles, was der Live-Show fehlte: exotische Kulissen, ungewöhnliche Aufgaben und Drehs. Mit Kylie Minogue und Katy Perry traten zwar zwei Weltstars auf, in der Kölnarena bewegte sich trotzdem wenig. Gerade Perry konnte einem angesichts regloser Stuhlreihen beinahe Leid tun.
Lehrerhaftes Getue
Spannung kam nur an zwei Stellen auf. Beim Rauswurf von Kandidatin Laura und bei der Topmodel-Kür am Schluss. Dazwischen wirkten Klum und ihre Co-Juroren wie Lehrer, die den letzten Tag vor den Schulferien irgendwie absitzen müssen. Klums Lösung bestand darin, einen Großteil der Sendung mit rückblickendem Smalltalk und Mikro-Interviews zu füllen. Heraus kam ein weißes Rauschen aus GNTM-Phrasen: „Haben alles gegeben“, „Wenn man an sich glaubt, kann man alles erreichen“, „Ihr seid alle Gewinner“, „Müsst jetzt noch mal Gas geben“, „Freu mich“, „Freu mich riesig“ und so weiter. Wenn dann doch mal der Versuch einer Überraschung unternommen wurde, klang das ungefähr so:
Klum: „Laura, Du bist ja bekannt für ehrliche Worte. Deshalb frage ich Dich jetzt: Was ist Deine Lieblingsfarbe?
[Schnitt auf perplexe, nicht lachende Kandidatin]
Klum: „Das war nur ein Scherz.“
Zugegeben: Es gab ein paar komische Momente an diesem Abend. Da wäre z.B. Klums hochkonzentrierter Gesichtausdruck beim Versuch, die Worte von Catwalk-Trainer und MC Radebrech Jorge zu dekodieren. Oder der kuriose Fürbitten-Tonfall von Co-Juror „Q“ bei der Laudatio auf seine Mädchen. Zweieinhalb Stunden Sendezeit füllt man damit allerdings nicht.
Für Werbeaufträge dürfte es reichen
Und so hatte das Finale von Germany’s Next Topmodel Ähnlichkeiten mit einem langen Roman, durch den man sich nur deshalb quält, weil am Ende angeblich ein Clou kommt. Mit Kandidatin Alisar war es zumindest der richtige. Die sympathische, aber arg unglamouröse Konkurrentin Hanna wirkte neben der Österreicherin doch ein bisschen verloren. Dass die stille Alisar nun zum „It Girl“ der Modeszene wird, ist unwahrscheinlich. Für den einen oder anderen Werbevertrag dürfte es aber reichen.
Dennoch – insgesamt war das Finale von Germany’s Next Topmodel symptomatisch für das gesamte Format: Ermüdungserscheinungen auf allen Seiten.