Stuttgart/Hamburg. .

27 Minuten könnten über das Schicksal der ermorderten Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl entschieden haben: Weil die 300.000 Euro Lösegeld nicht rechtzeitig beschafft werden konnten, scheiterte die Übergabe.

Im Fall der entführten und ermordeten Heidenheimer Bankiersgattin Maria Bögerl scheiterte die Lösegeldübergabe offenbar an der rechtzeitigen Beschaffung der geforderten 300.000 Euro. Einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ vom Dienstag zufolge kam der Ehemann der 54-Jährigen daher 27 Minuten zu spät zum Ablageort. Ermittler schlössen deshalb nicht aus, dass der Entführer sich getäuscht fühlte und sein Opfer tötete.

Das Hamburger Magazin „Stern“ berichtet vorab, die Bank, bei der die Polizei das Lösegeld besorgen sollte, habe zu wenig Bargeldreserven vor Ort gehabt. Die Geldbeschaffung habe deshalb über den Sparkassenchef und Ehemann des Entführungsopfers laufen müssen.

Doch erst etwa eine Dreiviertelstunde vor dem geforderten Übergabetermin sei festgestellt worden, dass ein Teil des Lösegeldes fehlte. Bögerls Ehemann habe sich aber geweigert, mit dem Teilbetrag zum Übergabeort an der Autobahn A 7 zu fahren. Erst gegen 15.00 Uhr sei die ganze Summe vorhanden gewesen, weil eine regionale Filiale der speziellen „Polizeibank“ den Restbetrag doch noch geliefert habe.

Ehemann geriet in Zeitnot

Laut „Stuttgarter Zeitung“ soll Bögerls Ehemann dagegen darauf bestanden haben, den Betrag alleine und in der vom Entführer geforderten Stückelung zusammenzustellen. „Er wollte alles dafür tun, dass das Leben seiner Frau nicht gefährdet wird“, zitiert das Blatt einen Insider.

Weil der Sparkassenchef bei der Zusammenstellung des Geldes in Zeitnot kam, habe er den Entführer bei einem Telefonat dazu gebracht, das Lösegeld nicht bereits um 14. 00 Uhr sondern erst um 15.00 Uhr an der Autobahn 7 deponieren zu müssen. Aber auch diese Zeit habe ihm nicht gereicht, er sei um 27 Minuten zu spät gekommen. Nach dieser Panne hatte sich der Entführer nicht mehr gemeldet.

Die Mutter von zwei Kindern war am 12. Mai aus dem Haus der Familie verschleppt worden. Ihre Leiche wurde am vergangenen Donnerstag in einem Waldstück bei Nietheim entdeckt. In der offiziellen Trauerfeier wollen am Mittwoch Angehörige, Freunde und Bürger der Stadt Abschied von Maria Bögerl nehmen. Am Mittwoch wird der Fall überdies ein zweites Mal in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ vorgestellt. Die Polizei erhofft sich davon weitere Hinweise auf einen mit einem Phantombild gesuchten möglichen Zeugen. Von bislang 2800 Hinweisen beziehen sich über 600 allein auf diesen Mann, wie ein Polizeisprecher am Dienstag mitteilte. (AFP)