New Orleans.
Aus dem Bohrloch im Golf von Mexiko tritt laut Experten mehr Öl aus als angenommen. Nach ersten Erkenntnissen belaufe sich die Menge auf 3 bis 6,8 Millionen Liter Öl täglich. Die Regierung ging bislang von 4,5 Millionen Litern aus.
Aus dem offenen Bohrloch im Golf von Mexiko tritt nach Einschätzung von Wissenschaftlern weitaus mehr Öl aus als bislang angenommen. Der an einer Untersuchung der Katastrophe beteiligte Experte Steve Werely sagte, nach ersten Erkenntnissen belaufe sich die Menge auf 3 bis 6,8 Millionen Liter Öl täglich. Die Regierung ging bislang von maximal 4,5 Millionen Litern aus. Davon konnten nach Angaben des Ölkonzerns BP zuletzt 2,3 Millionen Liter abgefangen werden.
Werely erklärte dazu: „BP behauptet, dass sie einen Großteil des Ölstroms abfangen, was sich, denke ich, schon bald als falsch erweisen wird.“ Der Professor betonte, bei der neuen Schätzung von 3 bis 6,8 Millionen Litern handele es sich noch um keine endgültige Aussage, aber um eine „vernünftige Folgerung“ aus den bisherigen Erkenntnissen. Werely gehört einem von der Küstenwache zusammengestellten Team aus Wissenschaftlern und Regierungsexperten an, die das Leck untersuchen.
Aufgefangenes Öl soll verbrannt werden
Überdies teilte die Meeresschutzbehörde NOAA mit, ein Forschungsschiff habe noch 70 Kilometer nordöstlich des Bohrlochs riesige Ölschwaden unter Wasser entdeckt. Das Öl habe sich in Tiefen bis 1.000 Meter angesammelt, sagte NOAA-Chefin Jane Lubchenko. BP-Chefingenieur Doug Suttles erklärte dazu am Mittwoch, es gebe keine Verunreinigungen in starker Konzentration. „Es kommt vermutlich darauf an, wie man eine Ölschwade definiert“, sagte Suttles dem Fernsehsender NBC.
BP hatte am Freitag auf der defekten Steigleitung über dem Bohrloch einen Trichter installiert, durch den ein Teil des Öls in einen Tanker an der Oberfläche abgesaugt wird. In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP kündigte Suttles an, in den kommenden Tagen werde ein zweites Schiff im Katastrophengebiet erwartet, um die Abpumparbeiten zu beschleunigen.
Aufgefangenes Öl könnte bald auch verbrannt werden. Dazu bereitet BP den Einsatz einer speziellen Plattform vor, auf der die Masse abgefackelt werden soll. Hintergrund ist, dass der Konzern bei der Verarbeitung des abgesaugten Öls allmählich an seine Grenzen stößt. Allerdings gibt es Bedenken gegen das Verbrennen, weil dabei giftige Abgase in die Atmosphäre gelangen könnten.
BP-Aktie fällt auf tiefsten Stand in 20 Monaten
Der Kurs der BP-Aktie fiel am Mittwoch auf 392,45 Pence (rund 4,70 Euro), das ist der tiefste Stand seit 20 Monaten. Die Anleger befürchten, dass die Kosten der Katastrophe im Golf von Mexiko weiter steigen werden. BP hat nach eigenen Angaben bereits rund eine Milliarde Dollar in den Kampf gegen die Ölpest investiert. Die US-Regierung pocht auf eine Entschädigung der Fischer und anderer Betroffener an der US-Südküste.
Anfang kommender Woche wird US-Präsident Barack Obama zu seinem vierten Besuch in der Region erwartet. Obama werde am Montag und Dienstag in die betroffenen Staaten Mississippi, Alabama und Florida reisen, kündigte das Weiße Haus am Dienstag an. (apn)