Hamburg. .

TV-Talkerin Sandra Maischberger hatte am Dienstagabend zum „letzten Stammtisch vor dem Anpfiff“ der Fußball-WM geladen. Das Fazit: eine Sendung zum Fremdschämen.

Im Vorfeld einer Fußball-WM ist immer vom enormen Druck die Rede, unter dem Mannschaften und Trainer stehen. Über den Leidensdruck, dem sich die Fans durch Fernseh-Moderatoren und -kommentatoren in den kommenden vier Wochen ohnmächtig ausgesetzt sehen, spricht niemand. Einen Vorgeschmack, was abseits der Spiele auf sie zukommt, bekamen die Fernseh-Zuschauer am Dienstagabend in der Talk-Show „Menschen bei Maischberger: Der letzte Stammtisch vor dem Anpfiff“.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Sandra Maischberger macht generell einen guten Job und zählt eigentlich zu den angenehmeren Talkmasterinnen. Aber diesmal schwante einem schon anhand der Gästeliste (u.a. Hella von Sinnen, Waldemar Hartmann, Reiner Calmund) Böses. Und die Vorahnungen bestätigten sich schnell.

Klägliche Versuche

Wer noch nicht abgeschaltet hatte, nachdem Nervensäge Hella in bewährter Weise wie von Sinnen minutenlang herumgekreischt hatte, musste erst den peinlichen, von niemandem in der Runde gebremsten Versuch von Ex-Torwart Toni Schumacher ertragen, sein brutales Foul an dem Franzosen Battiston auch 28 Jahre danach noch zu verharmlosen und zu rechtfertigen („Ich würde heute wieder so herauslaufen“). Und danach die neuerliche Demonstration von Waldemar Hartmann („Waldis WM-Klub“) erdulden, dass er Klamauk für Humor hält.

Aber Klaumak ist immer noch beste Unterhaltung im Vergleich zu dem, was in der zweiten Maischberger-Halbzeit folgte: Der kläglich gescheiterte Versuch, ernsthaft über Fußball-Themen zu reden. Otto Pfister etwa, der von der Moderatorin erfuhr, dass er im „Ausland eine Trainerlegende“ sei, weil er elf afrikanische Teams trainierte, dürfte ein Raunen vor dem Bildschirm ausgelöst haben, als er auf die Frage, warum der afrikanische Fußball anders sei als der europäische, antwortete: „Das kommt von der Historie.“

Ein völlig deplatzierter Werner Schneyder

Am meisten weh tat jedoch der Auftritt des geschätzten Kabarettisten Werner Schneyder, der völlig deplaziert in dieser Runde wirkte (und sich offensichtlich auch so fühlte). Und der am Ende, um irgendwie auch noch ein Ausrufezeichen zu setzen, seinen geballten Fußballsachverstand einbrachte und Michael Ballack als „Hasenfuß“ abqualizierte.

Fazit: Wieder einmal eine „Fernseh-Spiel“ zum Fremdschämen, die gleich mehrere rote oder gelb-rote Karten verdient gehabt hätte ...