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Besonders die ARD bekommt im neuen Bericht der Rundfunk-Kommission KEF ihr Fett weg. Sie spare zu wenig, bei Politmagazinen wie beim Personal. 610 Millionen Euro wollen ARD und ZDF zudem für umstrittene Online-Aktivitäten ausgeben. Grund für eine Gebührenerhöhung bis 2012 sieht die KEF aber nicht.
Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) fordert von den öffentlich-rechtlichen Rundfunksendern einen effizienteren Einsatz der Rundfunkgebühren. Zwischen den Sendern gebe es teilweise sehr unterschiedliche Minutenpreise für vergleichbare Sendungen, sagte der Stellvertretende KEF-Vorsitzende Heinz Fischer-Heidlberger bei der Vorstellung des 17. KEF-Berichtes: „Da ist noch Potenzial, es besser zu machen.“
So kosten laut KEF eine Sendeminute der Talkshow „Menschen bei Maischberger“ (ARD) 1.552 Euro und eine Sendeminute von „Maybrit Illner“ (ZDF) 1893 Euro. Für eine Sendeminute bei „Anne Will“(ARD) müssen dagegen 3.164 Euro aufgewendet werden.
NDR-Sprecher Martin Gartzke erklärt bei „Meedia“, warum sich die Kosten so sehr unterscheiden: „Anne Will“ sei eine komplette Auftragsproduktion, während „Menschen bei Maischberger“ in WDR-eigenen Studios mit eigener Technik produziert werde. Außerdem sei „Menschen bei Maischberger“ 75 Minuten lang, während „Anne Will“ nur 60 Minuten laufe. Die Fixkosten schlügen bei längerer Sendezeit naturgemäß geringer zu Buche.
Viel Geld für Online-Angebot und Spartenkanäle
Viel Geld investieren die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten laut KEF-Bericht auch in ihre Online-Angebote und Spartenkanäle. Die Kosten für die Online-Auftritte werden sich in der Gebührenperiode (2009 bis 2012) auf mehr als 610 Millionen Euro verdoppeln. Und das in einer Zeit, in der sehr intensiv darüber diskutiert wird, die Online-Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten auf eine Grundversorgung zurückzufahren. Der finanzielle Aufwand für die ZDF-Spartenkanäle (ZDFneo, ZDFinfo und ZDFtheaterkanal) wird sich sogar versiebenfachen.
Höhere Gebühren muss der Fernsehzuschauer vorerst aber nicht fürchten. „Die Anstalten müssen und werden mit dem Geld auskommen“, das für die Gebührenperiode von 2009 bis 2012 zur Verfügung stehe, sagte Fischer-Heidlberger weiter. Höhere Gebühren seien aber nicht notwendig, die KEF rechne mit einem ausgeglichenen Ergebnis bei den Anstalten. Das befreie ARD und ZDF aber nicht von weiteren Einsparungen, mahnte Fischer-Heidlberger zugleich: Die erstellten Vergleiche etwa zwischen Sendungen müssten bei den Anstalten „Nachdenken auslösen, wie sie weiter sparen können.“
Besonders scharf rügten die Prüfer in diesem Zusammenhang die ARD: Deren Umsetzung der vereinbarten Einsparungen beim Personal sei „völlig unzureichend“. Das ZDF muss insgesamt 18 Millionen Euro und damit rund einhundert Stellen einsparen, bei der ARD sind es sogar 50 Millionen Euro, rund 300 Stellen. Während das ZDF schon begonnen habe, aber noch die konkrete Darstellung seiner Maßnahmen vorlegen müsse, müsse die ARD noch dringend „ernsthafte Anstrengungen“ zur Umsetzung unternehmen, hieß es weiter.
Quote der Gebührenzahler erhöhen
Sorgen macht den Prüfern zudem die Bevölkerungsentwicklung: Die Zahl der Einwohner schrumpfe, zugleich zahlten immer weniger von ihnen Rundfunkgebühren. In manchen Großstädten zahlten nur noch 60 Prozent der geschätzten Haushalte tatsächlich Gebühren, hier sei dringender Verbesserungsbedarf, sagte der stellvertretende KEF-Vorsitzende Reiner Dickmann.
Erst Anfang Januar hatte die FDP gefordert, die GEZ-Gebühren abzuschaffen und sie durch eine personenbezogene Medienabgabe in Höhe von zehn Euro zu ersetzen. Zahlen soll danach jeder Erwachsene mit eigenem Einkommen, eingezogen werden soll die Medienabgabe von den Finanzämtern. (Mit ddp)
Hier gibt’s den Bericht der KEF in voller Länge.