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Die NRW-Universitäten wollen ihre Studiengänge entzerren. Damit reagieren die Hochschulen auf die Studentenproteste. So soll die strikte Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen aufgeweicht werden und die Zahl der Prüfungen vermindert - die Studiengebühren allerdings sind unantastbar.

Die Universitäten in NRW arbeiten intensiv an den versprochenen Verbesserungen in den Bachelor- und Masterstudiengängen. Vor allem die zu hohe Zahl der Klausuren und Prüfungen soll vermindert werden.

Zeit für den Nebenverdienst

„Es muss nicht alles durch Arbeiten abgeprüft werden“, sagt Walter Grünzweig, Prorektor an der TU Dortmund. An seiner Uni soll zudem der Übergang vom Bachelor zum aufbauenden Masterstudiengang erleichtert werden. Die umstrittene Anwesenheitspflicht in Vorlesungen wird an vielen Unis offenbar wieder abgeschafft. „Es gab eindeutig Verbesserungsbedarf“, sagt Be­ate Kostka, Sprecherin der Universität Duisburg-Essen. So sei die Aufweichung der strikten Anwesenheitspflicht eine konkrete Erleichterung für die Studierenden, die in der Mehrheit nebenher Geld verdienen müssten.

Im vergangenen Winter hatten Tausende Studierende an Hochschulen in NRW und im gesamten Bundesgebiet gegen Prüfungsstress, überfrachtete Studiengänge und Studiengebühren demonstriert. Wo­chen­lang wurden zentrale Hörsäle besetzt. Am 26. No­vember verabredeten die 14 Universitätsrektoren in NRW, konkrete Verbesserungen auf den Weg zu bringen und zu­sätzliches Lehrpersonal einzustellen. Anschließend prüften die Fakultäten, ob der jeweilige Studiengang stofflich überladen ist, ob auf Prüfungen verzichtet werden kann, der Praxisbezug gewährleistet ist und die Mobilität von Uni zu Uni oder ins Ausland garantiert ist. Bis zum 26. Februar sollen die Berichte der Landesregierung vorliegen.

Die Studiengebühr steht

Eine Abschaffung der Studiengebühren – eine zentrale Forderung der Studierenden während des „Bildungsstreiks“ – planen die Universitäten indes nicht. „Wir können es uns nicht leisten, darauf zu verzichten“, sagt Prorektor Grünzweig. Es sei denn, die Politik sorge für die Kompensation der ausfallenden Mittel.

Die Opposition im Landtag begrüßt die Maßnahmen der Hochschulen zwar grundsätzlich, allerdings kämen diese zu spät. „Damit hätte man früher beginnen müssen“, sagte Ruth Seidl, hochschulpolitische Sprecherin der Grünen. Schon im Sommer hätten die Grünen Reformen gefordert.