Gronau. .

Nach dem Atom-Unfall in Gronau droht den Verantwortlichen eine Gefängnisstrafe. Laut einem Medienbericht ermittelt die Staatsanwaltschaft Münster gegen die Betreiberfirma der Uranfabrik. Der Verdacht: fahrlässige Körperverletzung.

Der Atom-Unfall in der Urananreicherungsanlage (UAA) Gronau hat ein juristisches Nachspiel: Nach einem Bericht der «Frankfurter Rundschau» ermittelt die Staatsanwaltschaft Münster gegen die Betreiberfirma URENCO. «Der Verdacht lautet auf fahrlässige Körperverletzung und Freisetzen ionisierender Strahlung», sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer der Zeitung zufolge. Auf diesen Delikt stünden im Höchstfall zwei Jahre Haft.

Bei einem Zwischenfall in Deutschlands einziger Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau waren am Donnerstag radioaktive Stoffe freigesetzt worden. Nach dem Vorfall musste ein Mitarbeiter ins Krankenhaus gebracht werden. Der Mitarbeiter erlitt einen Schock und Kontaminationen an Beinen und Füßen.

Messungen ergaben, dass bei dem Zwischenfall etwa ein Sechstel des genehmigten Abgabegrenzwertes pro Woche in die Umgebung abgegeben worden war. «Eine Dosisbelastung der Bevölkerung ist daher nicht anzunehmen», erklärte die Atomaufsichtsbehörde. Die Messwerte der Umgebungsüberwachung hätten keinerlei Auffälligkeiten gezeigt.

Frühschaden unwahrscheinlich

Den Gesundheitszustand des bei dem Störfall verstrahlten Mannes haben die behandelnden Ärzte als «gut» bezeichnet. Frühschäden an der Lunge des Mannes konnten nach Angaben des Nuklearmediziners Professor Otmar Schober bislang nicht festgestellt werden. «Nach den aktuellen Untersuchungen gehen wir von einem solchen Frühschaden zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus», sagte Schober, der Direktor der Klinik für Nuklearmedizin am Universitätsklinikum Münster (UKM) ist.

Die Therapie des Mannes, der am vergangenen Donnerstag bei dem Störfall verstrahlt worden war, werde an dem Klinikum fortgesetzt. Der Mann erhalte Infusionen, spezielle Medikamente und trinke viel, damit über eine gesteigerte Harnproduktion die Substanzen ausgeschieden würden. «Bislang ist sein Zustand unverändert gut», betonte Schober.

Spuren von Uran im Urin und im Speichel

Derzeit würden weitere Untersuchungen bei dem Mann durchgeführt. Sobald diese Ergebnisse vorlägen, würden die Mediziner über die weitere Beobachtung des Mannes entscheiden.

Das Klinikum hatte nach eigenen Angaben laufend Proben wie Blut, Speichel und Urin zur Auswertung in das regionale Strahlenschutzzentrum Jülich geschickt. Dort seien Spuren von Uran sowohl im Urin und im Speichel festgestellt worden. Angaben zu möglichen Spätschäden können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gemacht werden. Schober sagte, generell könne es zu Funktionseinschränkungen der Leber oder der Nieren kommen. Im aktuellen Fall sei es für eine solche Prognose noch zu früh.

Bereits am vergangenen Donnerstag war im UKM festgestellt worden, dass von dem Mann keine Strahlung ausgeht. (afp/ddp)