Berlin. Jeder Deutsche besitzt einschließlich seiner Alterssicherung statistisch gesehen rund 150.000 Euro Vermögen. Bei der Verteilung gibt es allerdings weiterhin ein wachsendes Gefälle. Das zeigt eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Davon waren gut 88.000 Euro Geld- oder Sachvermögen, und rund 67.000 Euro entfielen auf Renten- oder Pensionsanwartschaften. Insgesamt summierten sich diese Rücklagen zur Alterssicherung im Jahr 2007 auf 4,6 Billionen Euro.

Aus der Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) geht weiter hervor, dass sich die Ungleichverteilung des Vermögens zwar etwas verringert, wenn man die Anwartschaften auf Pensionen und Renten mit einbezieht. Aber trotzdem bleiben die sozialen Unterschiede sehr hoch.

Das reichste Zehntel besitzt 60 Prozent der Geld- und Sachwerte

Künftig dürften diese Unterschiede durch Rentenreformen und veränderte Erwerbsverläufe noch wachsen, und damit zugleich das Risiko von Altersarmut, wie DIW-Forscher Joachim Frick erklärte.

Bedeutend ist das Alterssicherungsvermögen nicht nur wegen seiner Höhe, sondern auch wegen seiner gleichmäßigeren Verteilung: Von den Geld- und Sachwerten, etwa Immobilien oder Unternehmenskapital, besitzen zwei Drittel der Erwachsenen nichts oder nur sehr wenig. Die weniger wohlhabenden 70 Prozent verfügten 2007 über knapp neun Prozent davon. Dagegen besaß allein das reichste Zehntel mehr als 60 Prozent.

Beim Alterssicherungsvermögen führen die Beitragsbemessungsgrenze und die zwangsweise Einbeziehung großer Teile der Bevölkerung dazu, dass auch die ärmere Hälfte über nennenswerte Anwartschaften verfügt, und zwar im Schnitt jeweils zwischen 40.000 und 50.000 Euro.

Beunruhigt zeigten sich die DIW-Experten beim Blick auf die Entwicklung der Vermögen. «Zusätzliche private Vorsorge wird nach den Reformen bei der Alterssicherung unbestritten immer wichtiger», betonte Fricks Kollege Markus Grabka. Problematisch sei, dass Langzeitarbeitslose kaum Alterssicherungsvermögen aufbauen. «Man muss deshalb davon ausgehen, dass wir auf mehr Altersarmut zusteuern», lautete Grabkas Fazit. «Dies gilt besonders für Ostdeutschland.»

Beamte vorn

Große Unterschiede ermittelten die Forscher auch bei der beruflichen und sozialen Stellung. Un- und angelernte Arbeiter sowie Angestellte ohne Ausbildungsabschluss hatten nach der DIW-Untersuchung 2007 Rentenanwartschaften von durchschnittlich 40.000 Euro. Facharbeiter und Angestellte mit einfachen Tätigkeiten lagen lediglich rund 500 Euro höher. Vorarbeiter, Meister und Angestellte mit qualifizierter Tätigkeit besitzen im Schnitt Ansprüche an die Alterssicherungssysteme von gut 49.000 Euro. Das führt zu einem durchschnittlichen Nettovermögen (Geld- und Sachvermögen plus Anwartschaften an die Alterssicherung) von 74.000 bis gut 130.000 Euro. Angestellte in hohen Führungspositionen haben ein Alterssicherungsvermögen über 78.000 Euro, hinzu kommen rund 308.000 Euro Geld- und Sachvermögen. Arbeitslose besitzen durchschnittlich rund 39.500 Euro Alterssicherungsvermögen und weniger als 17.000 Euro an Geld- und Sachwerten.

Überdurchschnittlich hohes Alterssicherungsvermögen haben Beamte und Pensionäre. «Ihnen kommt zugute, dass sie keine eigenen Beiträge für die Altersvorsorge leisten müssen. Sie unterliegen auch keinem Arbeitslosigkeitsrisiko», betonte Frick.

Unter Berücksichtigung der Alterssicherungsvermögen relativiert sich auch die Stellung der Selbstständigen in der Vermögenshierarchie. Sie liegen aber weiter gut im Rennen: Selbstständige besitzen gut 220.000 Euro, bei Selbstständigen mit zehn und mehr Mitarbeitern steigt das Nettovermögen inklusive Alterssicherung auf mehr als 1,1 Millionen. (ap)