Brüssel.
Egal, ob als Fahrgast, Handy-Benutzer, Hausbesitzer oder Kunde im Gemüseladen: Otto Normalverbraucher bekommt ständig zu spüren, was EU-Beamte entwerfen und Europas Minister beschließen. Und das war in diesem Jahr eine ganze Menge.
Reisen: Wer mit der Bahn unterwegs ist und eine Stunde zu spät am Zielort ankommt, kann ein Viertel seines Ticketpreises zurückfordern – zumindest in Deutschland, das die europäischen Fahrgastrechte früher als andere EU-Länder rechtlich abgesichert hat. Die EU-Verkehrsminister wollen nun auch Ansprüche von Schiffspassagieren und Reisebusfahrern besiegeln, streiten aber noch über Details.
Telefon:Seit vergangenem Juli ist elf Cent (plus Mehrwertsteuer) der maximale Preis für eine SMS quer durch Europa. Eine Minute Handy-Telefonieren aus dem EU-Ausland darf seither nur noch 43 Cent netto kosten. Von nächsten Juli an sind sogar nur noch 39 Cent erlaubt. Ab Herbst soll zudem endlich ein großer Teil der Neugeräte mit einer Einheitsbuchse ausgestattet sein, damit kein Kunde mehr ohne spezielles Ladegerät aufgeschmissen ist. Und wer seine Telefongesellschaft wechselt, kann bald darauf bestehen, dass er 24 Stunden später wieder freigeschaltet ist – und zwar unter alter Nummer.
Haushalt: Seit knapp vier Monaten dürfen in Europa keine 100-Watt-Glühbirnen in den Handel geliefert werden. Nächsten September werden die 75-Watt-Birnen ausrangiert, später dann noch schwächere Leuchten. Sie sollen durch Energiesparlampen ersetzt werden. Auch Kühlschränke dürfen künftig nicht mehr so viel Strom fressen. Und Fernseher müssen sich in Zukunft selbst ausschalten, wenn vier Stunden keiner mehr auf die Fernbedienung gedrückt hat.
Ernährung: Beim Anbau von Obst und Gemüse werden schrittweise alle Pflanzenschutzmittel verboten, die besonders gefährliche Wirkstoffe enthalten – selbst wenn sie nur in geringer Dosis eingesetzt werden. Das gilt für Substanzen, die in größerer Menge eingenommen Krebs erregen, die Fortpflanzung schädigen oder das Erbgut verändern. Seit diesem Jahr können sich Europas Bürger übrigens ein genaues Bild darüber verschaffen, wie viel EU-Agrarsubventionen der Bauer nebenan einstreicht – und wie viel an die Süßwarenfabrik in der Nachbarschaft fließt.
Rechnungen: Seit November bieten einige Banken ihren Kunden bereits an, Lastschriften im Ausland vom heimischen Konto aus zu begleichen – also etwa die Stromrechnung im französischen Ferienhaus per Einzugsermächtigung zu zahlen. Vom nächsten November an müssen alle Geldhäuser diesen Service offerieren.