Sankt Augustin. .

Die NRW-Flughäfen in Düsseldorf und Köln-Bonn erhöhen nach dem verhinderten Terroranschlag in Detroit ihre Sicherheitsvorkehrungen. Reisende müssen mehr Wartezeit einkalkulieren.

Nach dem vereitelten Terroranschlag auf eine amerikanische Passagiermaschine haben die Flughäfen Düsseldorf sowie Köln-Bonn ihre Sicherheitsvorkehrungen noch einmal erhöht. «Wir haben unsere ohnehin strengen Kontrollen bei Reisen in die USA weiter verschärft», sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Sankt Augustin.

So fänden Leibesvisitationen von Passagieren nicht mehr nur stichprobenartig, sondern durchgängig statt. Flugreisende müssten wegen der strengeren Kontrollen mehr Wartezeit an den Flughäfen einkalkulieren. Mehr Bundespolizisten als üblich seien allerdings nicht im Einsatz, sagte der Sprecher.

Ein Mann nigerianischer Herkunft hatte am Wochenende beim Landeanflug einer Passagiermaschine auf Detroit versucht, einen Sprengsatz zu zünden. Der mutmaßliche Einzeltäter konnte von Mitreisenden überwältigt werden.

Nacktscanner waren vorhanden

Beim Thema Sicherheitsvorkehrungen dreht sich die Diskussion jetzt auch wieder um die so genannten Nacktscanner. Bei den neuen, vielfach als Verletzung der Privatsphäre kritisierten Körper- oder Nacktscannern wäre es möglicherweise auch aufgefallen, wenn Abdulmutallab einen Sprengsatz unter der Kleidung trug. Doch weder in Nigeria noch in Amsterdam ging er durch einen derartigen Scanner, wie der mit den Ermittlungen vertraute US-Abgeordnete Peter King berichtete. Hier wie dort sind Körperscanner vorhanden. Der Amsterdamer Flughafen habe die Sicherheit betreffend seit langem einen guten Ruf, sagte King, die Airports in Nigeria bereiteten dagegen mehr Sorge.

Die USA haben nach Auskunft des Außenministeriums Bodyscanner für alle vier internationalen Flughäfen in Nigeria zur Verfügung gestellt. Die Geräte wurden demnach im März, Mai und Juni 2008 installiert.

Abdulmutallab wurde nach Angaben von US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano ordnungsgemäß durchleuchtet, bevor er in Amsterdam an Bord ging. Die USA hatten ihn zwar auf einer umfassenden Liste von Terrorverdächtigen, hatten aber kein Flugverbot oder eine besonders eingehende Durchsuchung verfügt.

Sprengstoff wäre aufzuspüren gewesen

Bei der Durchsuchung des Terroristen gibt offenbar eine weitere Ungereimtheit: Der bei dem vereitelten Anschlag auf einen US-Airbus verwendete Sprengstoff Nitropenta (PETN) wird seit Jahrzehnten immer wieder von Terroristen eingesetzt und hätte nach Ansicht von Experten bei Flughafenkontrollen unschwer entdeckt werden können. Schon in den 70er und 80er Jahren wurden mit PETN-haltigem Plastiksprengstoff Flugzeuge zum Absturz gebracht, auch der «Schuhbomber» Richard Reid wollte es 2001 mit der Chemikalie versuchen.

Vergangenen August sollte damit der Chef der Terrorabwehr in Saudi-Arabien getötet werden. Dabei trug der Selbstmordattentäter den Sprengsatz vermutlich am Unterleib verborgen oder hatte ihn in den Körper eingeführt.

Der Nigerianer Umar Farouk Abdulmutallab, der an Weihnachten über Amsterdam nach Detroit flog, hatte Ermittlern zufolge ebenfalls einen Sprengsatz am Körper: Den Angaben zufolge trug er PETN in einem Kondom oder einer ähnlichen Hülle am Unterkörper versteckt und hatte außerdem eine Spritze voller Flüssigkeit bei sich. Dieser zweite Bestandteil des explosiven Gemischs werde noch untersucht, erklärte ein Gewährsmann, doch scheine es sich um einen Flüssigsprengstoff auf Glykolbasis zu handeln.

Chemikalie für Herzmittel und Sprengschnüre

PETN ist die Abkürzung für Pentaerythrittetranitrat, auch Nitropenta oder Pentrit genannt. Ähnlich wie Nitroglyzerin wird es in kleinsten Mengen auch als Mittel zur Gefäßerweiterung in Herzmedikamenten verwendet. Der starke Sprengstoff kann laut Gefahrstoff-Datenbank des Instituts für Arbeitsschutz durch Schlag oder Reibung, Wärme oder andere Zündquellen zur Explosion gebracht werden. Er wird sowohl militärisch als auch zivil genutzt und findet sich unter anderem in Sprengkapseln.

Pentrit ist auch Hauptbestandteil von Sprengschnüren, wie sie im gewerblichen Bereich verwendet werden. Daraus kann die Chemikalie durch Ausschaben der Schnüre gewonnen werden, wie der Sprengstoffexperte James Crippin aus Colorado erklärt. PETN sei stabil und sicher im Ungang und daher das Mittel der Wahl, benötige aber eine primäre Zündquelle.

Moderne Kontrollgeräte an Flughäfen hätten nach Ansicht von Crippin wie von Ermittlern die Chemikalie aufspüren können. «Puster»-Geräte etwa, die Luft auf einen Fluggast pusten und aufgewirbelte Partikel analysieren, hätten das Pulver wahrscheinlich entdeckt. Auch Spürhunde hätten es wohl erschnüffelt. Die meisten Passagiere allerdings müssen nur Metalldetektoren passieren.