Detroit. .
Nach dem versuchten Terroranschlag auf ein Flugzeug in den USA reagieren Fluggesellschaften mit verschärften Sicherheitsvorschriften. So dürfen Fluggäste ab einer Stunde vor der Landung nicht mehr ihren Platz verlassen. Der mutmaßliche Attentäter aus Nigeria ist offenbar im Namen von Al Kaida aktiv.
Nach dem versuchten Anschlag auf eine Passagiermaschine kurz vor der Landung in Detroit haben mehrere Fluggesellschaften strengere Sicherheitsvorschriften angekündigt. Unter anderem soll es Fluggästen eine Stunde vor der Landung nicht mehr gestattet sein, ihren Sitzplatz zu verlassen, wie am Samstag bekannt wurde. Air Canada erklärte, die neuen Regeln seien von der Verkehrssicherheitsbehörde der USA erlassen worden und bezögen sich auf den Luftraum über den Vereinigten Staaten.
Demnach sollen Fluggäste eine Stunde vor der Landung auch keinen Zugang mehr zu ihrem Handgepäck in den Gepäckfächern haben. Ferner dürften sie keine Gegenstände mehr auf ihrem Schoß aufbewahren. Die Flugbegleiter auf US-Routen würden die Passagiere jetzt umgehend über die neuen Vorschriften informieren, heiß es in der Erklärung von Air Canada weiter.
300 Fluggäste in Passagiermaschine
Passagiere im Luftraum über den USA haben am Weihnachtstag einen Anschlag auf ein mit fast 300 Menschen besetztes Flugzeug vereitelt. Ein Nigerianer versuchte nach Behördenangaben kurz vor der Landung in Detroit, den Airbus der Fluggesellschaft Northwest Airlines in die Luft zu sprengen. Der Mann gab an, im Auftrag von Al Kaida zu handeln. Er wurde von Mitreisenden überwältigt und festgenommen. Nach dem versuchten Anschlag erwägt auch das Bundesinnenministerium eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen im Luftverkehr.
Nach Angaben des US-Geheimdienstes hatte der Nigerianer den Sprengsatz offenbar an seinen Beinen befestigt. Er habe eine Mischung aus Pulver und Flüssigkeit zur Explosion bringen wollen, die aber nicht richtig gezündet habe, hieß es. Die aus Nigeria über Amsterdam kommende Maschine landete am Freitag sicher in Detroit.
Versuchter Terrorakt
Das Weiße Haus erklärte, man gehe von einem versuchten Terrorakt aus. Landesweit sollten die Sicherheitsvorkehrungen für Inlands- und internationale Flüge verschärft werden. Auf dem Amsterdamer Flughafen wurden Reisende mit Ziel USA am Samstag Leibesvisitationen unterzogen, in London Heathrow durften Passagiere nur noch ein Stück Handgepäck mit an Bord nehmen.
Auch das Bundesinnenministerium prüft eine punktuelle Erhöhung der Luftsicherheitsstandards. «Wir gehen nach wie vor von einer hohen Gefährdung für Deutschland aus, aber wir sehen keine Veränderung der aktuellen Sicherheitslage», sagte eine Sprecherin. In Deutschland gälten bereits die «höchsten Sicherheitsstandards in Bezug auf die Luftsicherheit der Welt».
Der Londoner Polizei zufolge gab es in der britischen Hauptstadt Durchsuchungen. Unter anderem wurde ein Gebäude in West London überprüft, in dem der Verdächtige gewohnt haben soll. Die Universität London erklärte, ein Student gleichen Namens wie der mutmaßliche Attentäter habe dort bis Juni 2008 Maschinenbau studiert.
Die nigerianische Regierung sagte den US-Behörden ihre Zusammenarbeit zu. Als möglicher Vater des Verdächtigen gab sich unterdessen ein prominenter nigerianischer Bankier zu erkennen. Sein Sohn habe in London studiert und die britische Hauptstadt zu Reisen verlassen. Das Ziel sei ihm nicht bekannt gewesen, erklärte der etwaige Vater.
Verdächtiger stand in Geheimdienst-Datenbank
Der Name des Nigerianers wurde nach Angaben aus US-Behördenkreisen bereits in mindestens einer Datenbank des Geheimdienstes geführt. Der Mann habe aber nicht unter besonderer Beobachtung gestanden. Nach Angaben der niederländischen Behörden reiste er mit einem gültigen US-Visum.
Der Mann selbst erklärte laut Polizei, er sei von Al Kaida instruiert worden, die Maschine auf amerikanischem Boden in die Luft zu sprengen. Ob er tatsächlich Verbindungen zu dem Terrornetzwerk hat, war zunächst allerdings unklar. Es könne sich auch um einen Einzeltäter handeln, sagten Gewährsleute.
Der Verdächtige wurde von Passagieren überwältigt, die Rauch bemerkt und einen Knall gehört hatten. «Es klang wie ein Feuerwerkskörper in einem Kopfkissen», sagte der Reisende Peter Smith aus den Niederlanden. An Bord sei Panik ausgebrochen, sagte ein weiterer Passagier, Syed Jafri. Der Nigerianer erlitt Augenzeugen zufolge Brandverletzungen an den Beinen und wurde nach Geheimdienstangaben im Krankenhaus behandelt. Auch ein Passagier wurde in eine Klinik gebracht.
Ein prominenter nigerianischer Bankier hat sich als möglicher Vater des mutmaßlichen Luftverkehrsattentäters aus Nigeria zu erkennen gegeben. Er wolle sich darüber nun mit den Sicherheitsbehörden in der nigerianischen Hauptstadt Abuja austauschen, erklärte der Banker am Samstag. Demnach stimmt der Name des Mannes, der offenbar eine Passagiermaschine auf dem Weg von Amsterdam nach Detroit kurz vor der Landung zum Absturz bringen wollte, mit dem seines Sohnes überein. Dieser habe in London studiert und die britische Hauptstadt zu Reisezwecken verlassen. Das Ziel sei ihm jedoch nicht bekannt gewesen, erklärte der mutmaßliche Vater des an Bord der Northwest Airlines verhafteten Mannes.
Alle Passagiere in Nigeria überprüft
Nach Angaben der niederländischen Behörden flog der Verdächtige zunächst von Lagos nach Amsterdam. Dort mussten Passagiere mit Ziel Detroit laut der Gesellschaft KLM das Flugzeug wechseln. An Bord von Flug 253 der Northwest Airlines von Amsterdam nach Detroit waren 278 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder.
Eine Sprecherin des Amsterdamer Flughafens Schiphol wollte sich zu dem Zwischenfall nicht äußern. Die Flughafenbehörde in Nigeria erklärte, alle Reisenden und ihr Gepäck seien vor dem Start überprüft worden. Das Vorgehen entspreche den Sicherheitsstandards. Dies habe die US-Verkehrssicherheitsbehörde (TSA) erst im November bestätigt.
Der mutmaßliche Attentäter verfügte nach Angaben der niederländischen Anti-Terror-Behörde NCTB über ein gültiges Visum für die USA. Nach ersten Ermittlungen habe die Fluglinie Northwest Airlines vor dem Abflug in Amsterdam-Schiphol vorschriftsmäßig eine Liste mit den Angaben der Passagieren an die US-Behörden weitergeleitet und daraufhin von diesen die Erlaubnis zum Start erhalten.
Laut NCTB erfolgte am Flughafen Amsterdam-Schiphol zudem eine Sicherheitskontrolle, die «nach ersten Ermittlungen den Vorschriften entsprechend durchgeführt wurde». Allerdings könne nicht ausgeschlossen werden, dass «potenziell gefährlich Gegenstände, die mit den heutigen Sicherheitstechnologien schwer zu finden sind», mit an Bord gebracht worden seien.
Lufthansa-Maschine mit Ziel Detroit wegen verdächtiger Gepäckstücke zwischengelandet
Ein Lufthansa-Flugzeug auf dem Weg nach Detroit hat am Samstag wegen verdächtiger Gepäckstücke an Bord einen außerplanmäßigen Zwischenstopp auf Island eingelegt. Ein Sprecher des Keflavik-Flughafens sagte, der Vorfall habe vermutlich nichts mit dem vereitelten Terroranschlag auf ein Flugzeug der Northwest Airlines am Freitag zu tun. Diese Maschine hatte ebenfalls Detroit als Ziel.
Flughafensprecher Fridthor Eydal sagte weiter, der Pilot habe das Gepäck nach der Landung in Island überprüfen lassen. Ihm sei gemeldet worden, dass der Passagier, dem die verdächtigen Taschen gehörten, in Deutschland geblieben sei.
Ein Lufthansa-Sprecher sagte der Nachrichtenagentur AP, Ursache sei eine Falschverladung in Frankfurt gewesen, die in Island korrigiert worden sei. Ein Sicherheitsproblem habe zu keiner Zeit bestanden. Nach einer Stunde und 20 Minuten Aufenthalt in Island habe das Flugzeug seine Reise nach Detroit fortgesetzt. Die US-Behörden seien informiert worden, sagte der Lufthansa-Sprecher. Einen Zusammenhang mit dem Zwischenfall in Detroit vom Vortag gebe es nicht. (apd/afp)