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Ausnahmesituation in NRW: Die Polizei verzeichnet seit Sonntagmorgen 991 Verkehrsunfälle mit 52 Verletzten, fünf davon schwer. Am Düsseldorfer Flughafen wird das Durcheinander von gestern aufgearbeitet. Eltern dürfen entscheiden, ob ihre Kinder zu Schule gehen.
Die Wetter- und Verkehrslage entzerrt sich langsam in Nordrhein-Westfalen. Noch immer staut es sich auf der A40, der A45 und am Kreuz Hilden. Vor allem, wenn sich Lastkraftwagen auf Eisflächen quer stellen, sei die Blockade der Autobahn schwierig zu beseitigen, erklärt Frank Wißbaum von der Landesleitstelle der NRW-Polizei: „Aber wir erwarten jetzt eine Entspannung. Die Autofahrer reagieren sehr gelassen auf die Situation.“
Der vergangene Tag war folgenreich: 991 Verkehrsunfälle verzeichnet die Polizei NRW von Sonntagmorgen 5 Uhr bis Montagmorgen 5 Uhr. Dabei wurden 47 Menschen leicht verletzt, fünf schwer. Es entstand ein Sachschaden von 2,7 Millionen Euro.
Ein Schwerpunkt für den Polizeieinsatz war am Sonntagnachmittag die A1 im Bergischen Land zwischen Leverkusen und Wuppertal. Nachmittags und auch zwischen 0 und 2.30 Uhr staute es sich auf der Strecke auf bis zu 20 Kilometer. Decken und warme Getränke wurden vom Hilfswerk an die Autoinsassen verteilt.
„Straße kann spiegelglatt sein“
„Wer nicht dringend muss, sollte das Auto stehen lassen“, rät Andreas Roth, Sprecher von Straßen.NRW. Es gebe eine ganze Reihe von kurzzeitigen Störungen auf den Straßen. Meint: Staus und Sperrungen vielerorts, aber: „Da greifen normale Meldesysteme nicht“, so der Sprecher.
2100 Mitarbeiter hätten am Wochenende Salz auf den Straßen verteilt. Doch das habe nicht gewirkt. Zu kalt. Deswegen warnt Andreas Roth: „Selbst da, wo die Straße schwarz, also gestreut ist, kann sie spiegelglatt sein.“
Flugbetrieb holpert
Der Flugbetrieb am Düsseldorfer Flughafen wurde am Montagmorgen wieder aufgenommen. Doch die Ausfälle von gestern werden sich weiterhin auswirken. „Verspätungen ziehen sich durch den gesamten Flugplan“, sagt Sonja Schröder, Sprecherin des Airports. Nachdem gestern nur wenige Flugzeuge gestartet und keine gelandet waren, ist heute beides wieder möglich.
Für diejenigen, die gestern ihren Flug verpasst haben, geht das Warten weiter. Die, die nicht nach Hause fahren konnten oder von ihrer Fluggesellschaft in umliegenden Hotels untergebracht wurden, verbrachten die Nacht in den Terminals und Flugsteigen. Dort wurden sie mit Getränken und Essen versorgt.
Schulweg zumutbar?
Bereits am Sonntagabend war um 20.20 Uhr der Flugbetrieb wieder teilweise aufgenommen worden. Nach einer unfreiwilligen Pause von elf Stunden. Nach Angaben auf der Webseite des Flughafens waren etwa 50 ankommende Maschinen auf andere Airports umgeleitet worden. 50 Abflüge wurden abgesagt, weitere zunächst verschoben.
Die Meteorologen sagten nach Angaben des Flughafens für die Region weitere Schneefälle voraus. Bei anhaltendem Schneechaos dürfen die Schüler in Nordrhein-Westfalen nach Behördenangaben zu Hause bleiben. Ein Sprecher des Schulministeriums in Düsseldorf sagte der «Rheinischen Post», bei extremen Wetterbedingungen müssten Eltern selber entscheiden, ob der Schulweg für die Kinder zumutbar ist oder nicht.
"Nehmen Sie eine Bahn früher.“
„Man muss mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen“, fasst NRW-Bahnsprecher Jürgen Kugelmann zusammen. Überall seien witterungsbedingte Weichen- und Fahrzeugstörungen möglich. Sein konkreter Tipp für Bahnfahrer: „Wenn Sie sicher gehen wollen, dass sie pünktlich kommen, nehmen sie eine Bahn früher.“
Chaos auf Deutschlands Straßen
In Bayern führten starke Schneefälle und Glätte zu zahlreichen Unfällen. In Oberfranken kam es nach Polizeiangaben zu etwa 35 Verkehrsunfällen, die größtenteils glimpflich abliefen. In der südlichen Oberpfalz wurden zirka 20 Unfälle gezählt.
In Teuschnitz, im Kreis Kronach, erkannte ein 41-jähriger Autofahrer bei starkem Schneetreiben einen 66 Jahre alten Fußgänger zu spät und erfasste ihn mit seinem Fahrzeug. Der 66-Jährige wurde gegen die Frontscheibe und dann auf den Boden geschleudert. Er erlitt schwere Kopfverletzungen.
In Neustadt bei Coburg kam ein 18-jähriger Autofahrer bei Schneeglätte und zu hohem Tempo von der Fahrbahn ab und stieß frontal gegen einen 18 Jahre alten Fußgänger. Dieser wurde gegen die Windschutzscheibe geschleudert und flog über eine Betonpalisade auf eine Wiese. Dabei brach er sich ein Bein.
In Niedersachsen kippten im Schneetreiben mehrere Lastwagen um. Nach Angaben der Autobahnpolizei verunglückten auf der Autobahn 7 in Großburgwedel bei Hannover zwei Lastwagen. Mehrere Personen wurden leicht verletzt. Die Autobahn musste voll gesperrt werden. Im Berufsverkehr bildete sich schnell ein längerer Stau. Auch auf der A 2 bei Lehrte kippte ein Lkw um und blockierte die Fahrbahn. Der Verkehr wurde abgeleitet.
Weiße Weihnacht unwahrscheinlich
Auch wenn der Schnee jetzt noch dicht liegt, sind weiße Weihnachten mit neuem Schneefall in Nordrhein-Westfalen eher unwahrscheinlich. Wie eine Meteorologin vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Essen sagte, ist am Mittwoch und an Heiligabend mit Temperaturen zwischen null und drei Grad zu rechnen. Der Schnee der vergangenen Tage dürfte somit schmelzen. Im Bergland werden minus zwei Grad erwartet. Bei Schneeregen besteht Glättegefahr. Auch am ersten und zweiten Weihnachtstag sieht es derzeit nicht nach Neuschnee aus.
Es gebe aber auch «Modellrechnungen» mit kühleren Temperaturen, die doch noch Schneefall an Weihnachten bringen könnten. Dies sei aber die unwahrscheinlichere Vorhersage, sagte die Meteorologin. (mit Material von ddp und afp)