Kopenhagen.
Kurz vor dem Abschluss der Klimaverhandlungen in Kopenhagen sind sich die Teilnehmer-Staaten offenbar darüber einig, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Und auch ein ultimativ letzter Termin für ein verbindliches Weltklimaabkommen scheint festzustehen.
Die Erwärmung der Erde durch den Klimawandel soll auf unter zwei Grad begrenzt werden. Dieses zentrale Ziel der Klimaverhandlungen von Kopenhagen war vor Abschluss des UN-Gipfels am Freitag offenbar Konsens. Allerdings feilschten die Staats- und Regierungschefs am frühen Abend immer noch um das Gesamtpaket, den sogenannten Copenhagen Accord. Das Paket soll auch Ziele zur Verminderung von Treibhausgasen und Finanzhilfen von reichen an arme Länder festschreiben.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama verhandelten mit etwa 25 Kollegen auf Spitzenebene über die politische Erklärung, die das eigentliche neue UN-Klimaabkommen vorbereiten soll. Dabei seien «Fortschritte erzielt» worden, hieß es in diplomatischen Kreisen. Hauptstreitpunkt war demnach am frühen Abend noch, welchen Beitrag Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien zum Klimaschutz leisten müssen.
Das Zwei-Grad-Ziel galt als unumstritten. Es tauchte in sämtlichen Entwürfen der Schlusserklärung auf. Deutschland hatte die zwei Grad stets als Bedingung für ein Abkommen genannt.
In Entwürfen der Schlusserklärung wurden auch konkrete Ziele zur Minderung klimaschädlicher Emissionen erwähnt, und zwar minus 80 Prozent bis zum Jahr 2050 für die Industriestaaten. Als letzten Termin für den Abschluss des eigentlichen UN-Abkommens wird in einigen Entwürfen der Dezember 2010 vorgegeben.
«Bewegen uns in die richtige Richtung»
Noch am Morgen hatten die Verhandlungen kurz vor dem Scheitern gestanden: Erste Vorschläge der dänischen Konferenzführung für das Schlussdokument hatte die EU als nicht akzeptabel zurückgewiesen. Mit neuen Vorschlägen schien sich das Blatt jedoch zu wenden: «Wir haben jetzt keinen Stillstand mehr», sagte Bundesumweltminister Norbert Röttgen am frühen Nachmittag. «Wir bewegen uns in die richtige Richtung.»
Zur Gruppe der 25 gehörten neben Deutschland nicht nur die USA, Großbritannien, Frankreich, Japan und Australien, sondern auch China, Brasilien, Indien, Südafrika, Äthiopien, Algerien, Sudan, Saudi Arabien und Mexiko. Alle regionalen Interessen sollten vertreten sein. Dennoch muss der Entwurf noch mit den anderen Staaten abgestimmt werden, die bei der UN-Konferenz mitverhandeln. Insgesamt sind 193 Länder beteiligt.
Obwohl die Chancen für einen Kompromiss den Tag über stiegen, sprach der Chef des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner, von Krisenstimmung und einer «Achterbahnfahrt der Gefühle».
Obama und Wen ohne neue Zusagen
USA und China, die beiden größten Verursacher von Treibhausgasen weltweit, galten weiter als Schlüsselstaaten. Obama und Ministerpräsident Wen Jiabao verhandelten mehrfach bilateral. Von neuen Zusagen in Sachen CO2-Reduktion war keine Rede. Zuvor hatte Obama eindringlich an alle Beteiligten appelliert, Kompromisse einzugehen. Eine unvollkommene Vereinbarung sei besser als gar keine. «Die Zeit zum Reden ist vorbei, das ist es, was unterm Strich bleibt», sagte der US-Präsident.
Er war erst am Schlusstag der zweiwöchigen Konferenz angereist. Zeitweise waren bis zu 45.000 Teilnehmer angemeldet. Das ursprüngliche Ziel, bereits in Kopenhagen einen vollständigen UN-Vertrag abzuschließen, war bereits vor Beginn aufgegeben worden. Tagelang hatten die Delegierten praktisch auf der Stelle getreten. Zum Ziel, einen unbeherrschbaren Klimawandel mit katastrophalen Folgen abzuwenden, hatten sich praktisch alle Staaten aber immer wieder bekannt. (apd)