Essen/San Francisco. .
Der Mikrobloggingdienst Twitter ist offenbar gehackt worden. Stundenlang war die Seite nicht erreichbar. Wer überhaupt zugreifen konnte, stieß auf ein Bekennerschreiben. Eine „Iranische Cyber-Armee“ übernahm dort die Verantwortung.
Das Jahr 2009 endet für Twitter mit viel Unruhe: Am Freitagmorgen deutscher Zeit war der Mikrobloggingdienst wegen eines Hacker-Angriffs so gut wie nicht erreichbar. Zeitweise sah, wer auf die Seite zugreifen wollte, anstelle der hellblauen Twitterwelt eine schwarze Seite mit wehender grüner Fahne. Verantwortung für den Hack übernahm dort eine selbsternannte „Iranian Cyber Army“ (Iranische Cyber-Armee). Eine Stellungnahme im offiziellen Twitter-Firmenblog gibt es dazu zunächst nicht, allerdings veröffentlichte das Unternehmen einen Warn-Tweet. Später schrieb Firmengründer Biz Stone dann einen kurzen Eintrag ins Blog: „Wie einige bemerkt haben wurde Twitter.com eine Zeit lang umgeleitet“, heißt es in dem Eintrag. Nun werde man den Vorfall untersuchen.
In den USA wurde das Problem am Donnerstag Abend (Ortszeit) bemerkt, zahlreiche Blogs und News-Seiten berichteten von der Hacker-Attacke. Aus dem auf Twitter.com veröffentlichten Bekennerschreiben in holprigem Englisch zitierte die Seite Techcrunch: „U.S.A. Think They Controlling And Managing Internet By Their Access, But THey Don’t, We Control And Manage Internet By Our Power“. Sinngemäß übersetzt soll das offenbar soviel heißen wie „Die USA glauben, sie kontrollieren das Internet, aber das tun sie nicht. Wir kontrollieren es.“ Außerdem ist von Embargos die Rede, hier ist allerdings keine klare Aussage zu erkennen.
Dass regierungstreue iranische Hacker Interesse daran haben könnten, Twitter zu sabotieren, ist durchaus plausibel. Schließlich hatten sich Gegner des umstrittenen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad im Sommer 2009 unter anderem über den Mikrobloggingdienst zu Demonstrationen organisiert. Ohnehin sind es derzeit turbulente Tage bei Twitter: Erst am Donnerstag hatte das Unternehmen die deutsche Fassung seines Angebots freigeschaltet, gleichzeitig verschwand ohne Erklärung der erst unlängst eingeführte Retweet-Button - und das nicht zum ersten Mal.
Diejenigen Twitternutzer, die trotz der Probleme Zugriff auf ihren Account hatten, diskutierten dort die Hacker-Attacke und ihre Auswirkungen: „Twitter gehackt? Na dann eben wieder mal friendfeed ;-)“ schreibt Nutzer „h3lge“. Andere sehen das Positive am Hack: „Danke Twitter, dass du hängst“, Postet eine Nutzerin namens karin1210. „Kann ich endlich arbeiten.“ Kurz nach 8 Uhr deutscher Zeit war die Seite nach udn nach wieder besser erreichbar.