Wiesbaden. .
Jeder siebte Bürger in Deutschland ist armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Erwerbslose und Alleinerziehende. Das Armenhaus des Landes ist mit Abstand Mecklenburg-Vorpommern. In NRW liegt das Armutsrisiko knapp über dem Durchschnitt.
Bei der Armutsgefährdung gibt es in Deutschland immer noch enorme Unterschiede zwischen den Bundesländern, vor allem zwischen Ost und West. Während in Mecklenburg-Vorpommern 2008 fast jeder Vierte von Armut bedroht war (24 Prozent), war es in Baden-Württemberg (10,2 Prozent) und Bayern (10,8 Prozent) nur rund jeder Zehnte, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte.
Allerdings lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote auch in Bremen bei 22,2 Prozent. Bundesweit ist jeder siebte Bundesbürger von Armut bedroht (14,4 Prozent), wie die Behörde bereits Ende November mitgeteilt hatte. In Nordrhein-Westfalen liegt die Quote mit 14,7 Prozent knapp über dem Durchschnitt.
In den neuen Ländern (einschließlich Berlin) gab es insgesamt ein Armutsrisiko für 19,5 Prozent der Bevölkerung, in den alten Bundesländern (ohne Berlin) für 13,1 Prozent. Lediglich die 65-Jährigen und Älteren hatten in den neuen Ländern (10,2 Prozent) ein geringeres Armutsrisiko als im früheren Bundesgebiet (12,5 Prozent). Daneben lag die Armutsgefährdungsquote der Frauen im Westen mit 13,7 Prozent höher als bei den Männern (12,4 Prozent), während im Osten keine nennenswerten Unterschiede festzustellen waren (Frauen: 19,6 Prozent; Männer 19,4 Prozent).
Mehr als 60 Prozent der Alleinerziehenden in Mecklenburg-Vorpommern bedroht
Bundesweit sind besonders erwerbslose Personen sowie Alleinerziehende und deren Kinder armutsgefährdet. Auch hier gibt es laut Bundesamt große regionale Unterschiede: Während 2008 in Baden-Württemberg 42,7 Prozent der Erwerbslosen armutsgefährdet waren, hatten in Bremen 68,7 Prozent der Erwerbslosen ein erhöhtes Armutsrisiko. Mitglieder von Alleinerziehenden-Haushalten waren in Baden-Württemberg (31,8 Prozent) und Hamburg (32,1 Prozent) am seltensten von Armut bedroht, in Mecklenburg-Vorpommern (62,7 Prozent) am häufigsten.
Gemäß der Definition der Europäischen Union gelten Menschen als armutsgefährdet, die mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Bevölkerung, hier dem mittleren Einkommen in Deutschland, auskommen müssen. Die Ergebnisse gehen aus Berechnungen des Mikrozensus für das Jahr 2008 hervor, die von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder im Rahmen des Projekts «Sozialberichterstattung der amtlichen Statistik» durchgeführt wurden. Grundlage der Berechnungen der genannten Armutsgefährdungsquoten ist die Armutsgefährdungsschwelle auf Bundesebene. (apd)