Berlin..

Arbeitnehmer fallen immer häufiger wegen psychischer Krankheiten aus. Im vergangenen Jahr waren seelische Leiden für 8,6 Prozent aller krankheitsbedingten Fehltage verantwortlich, auch 2008 waren es bereits 8,3 Prozent.

Damit stieg der Anteil psychischer Krankheiten an den Fehltagen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 80 Prozent, wie aus einer Umfrage unter AOK-Versicherten der AOK hervorgeht. Die meisten Fehltage gingen 2009 allerdings auf das Konto von Muskel- und Skeletterkrankungen (23 Prozent). Es folgen Krankheiten der Atemwege (14 Prozent) und Verletzungen (12,3 Prozent). Psychische Erkrankungen folgen auf dem vierten Platz, Herz-Kreislaufleiden (6,8 Prozent) auf Rang fünf.

Im Schnitt sorgt eine psychische Krankheit für besonders viele Fehltage. Die Fehlzeit war mit durchschnittlich 22,6 Tagen je Fall so lang wie bei keiner anderen Erkrankung. Bei Erkrankungen der Atemwege etwa fehlten die Betroffenen im Schnitt dagegen nur 6,5 Tage. Eine durchschnittliche Arbeitsunfähigkeit dauerte 17,3 Tage.

IG Metall spricht von „Volkskrankheit“

„In den letzten Jahren nahmen psychische Erkrankungen kontinuierlich zu“, erklärte Helmut Schröder, Mitherausgeber des Reports und stellvertretender Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Das Institut hatte die Untersuchung, die auf den Fehlzeiten von 9,7 Millionen Versicherten beruht, zusammen mit Forschern der Universität Bielefeld ausgewertet.

Die IG Metall forderte die Unternehmen angesichts der zunehmenden seelischen Leiden zum Handeln auf. „Psychische Erkrankungen drohen zur Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts zu werden, wenn nicht die Ursachen in den Betrieben angegangen werden“, erklärte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall. Psychische Erkrankungen gingen vor allem auf die Zunahme von arbeitsbedingtem Stress und psychischer Belastungen in der Arbeitswelt zurück. Er forderte Frühwarnsysteme, „um rechtzeitig auf Stress auslösende und psychisch belastende Arbeitsbedingungen reagieren zu können“. (afp)