Essen. Die SPD-Spitze legt sich auf Sigmar Gabriel als neuen Parteichef fest. Der neue Vorsitzende hat viele Stärken. Leicht in den Griff zu kriegen ist die SPD ohnehin für niemanden.
Sigmar Gabriel kann Macht. Müntefering als Mitgestalter der eigenen Nachfolge ausgeschaltet, den ambitionierten Steinmeier auf den Fraktionsvorsitz reduziert, Linke, Netzwerker und Seeheimer hinter sich vereint - Respekt.
Gabriel kann Volk. Rummelboxer, Rampensau, sein rhetorisches Talent ist unbestritten. Gabriel konnte als einziger ein (Anti-Atom-)Wahlkampfthema setzen. Der Aufsteiger aus eigenem Ehrgeiz spricht die Sprache der kleinen Leute, kann die Reihen zu den Gewerkschaften schließen. Gewiss: Der Mann hat ein ausgewachsenes Ego. Ja und? Soll etwa ein verhuschter Duckmäuser diese Sozialdemokraten führen?
Gabriel kann Team - dickes Fragezeichen. Deshalb haben ihn Nahles und Co. umstellt. Die Führungskonstruktion erinnert an alte Troika-Zeiten. Mal sehen, ob sich deren Geschichte wiederholt: Am Ende flogen Scharping und Lafontaine vom Wagen, Schröder blieb übrig.
Gabriel kann SPD - noch ein Fragezeichen. Aber angesichts des desolaten Zustands dieser Noch-Volkspartei und ihrer Neurosen: Kann überhaupt jemand SPD?