Düsseldorf. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart hat die Hochschulen aufgefordert, mit den Studiengebühren verstärkt neue Professoren-Stellen zu schaffen. Die Kultusminister der Länder beraten in Bonn über Reformen. Für den Nachmittag haben Studenten in der Stadt Proteste angekündigt.

Die Hochschulen sollen mehr Einnahmen aus Studiengebühren in neue Professoren-Stellen investieren. «Ich finde, unsere Hochschulen sollen künftig die Hälfte der Studienbeiträge für zusätzliche Professuren und wissenschaftliches Personal ausgeben», sagte Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) am Donnerstag in Düsseldorf. Ein Großteil der eingenommenen Mittel werde derzeit in zusätzliches Lehrpersonal, technische Ausstattung von Seminarräumen und Laboren sowie in Tutoren- und Mentorenprogramme investiert.

Eine Befragung von Studentenvertretern ergab demnach, dass drei von vier Studenten zufrieden sind mit dem Einsatz der dezentralen Mittel - also den 65 Prozent der Mittel, die direkt an Fachbereichen und Fakultäten eingesetzt werden. Weniger positiv bewerteten sie den Einsatz der zentralen Mittel für die gesamte Hochschule. «Die Studierenden erwarten einen verständlichen und vollständigen Bericht darüber, was an ihrer Hochschule mit ihren Beiträgen passiert», sagte Pinkwart, «an dieser Transparenz müssen einige Hochschulen noch arbeiten».

Kultusminister wollen Studiengänge reformieren

Die Kultusminister von Bund und Ländern wollen mit einer Korrektur der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge auf die Studentenproteste reagieren. Die Studenten hätten mit ihren Forderungen nach einer Reform recht, erklärte der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle am Donnerstag. «Wir wollen dem heute in der Kultusministerkonferenz (KMK) mit einem Korrekturpaket Rechnung tragen» sagte der CSU-Politiker, der Vizepräsident der Kultusministerkonferenz ist, dem Bayerischen Rundfunk.

Der KMK-Vorsitzende Henry Tesch, der Ressortchef in Mecklenburg-Vorpommern ist, kündigte eine Senkung der Prüfungslast während des Bachelorstudiums an. «Wir werden uns heute mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf verständigen können, dass wir sagen, in der Regel ein Modul eine Prüfung», sagte der CDU-Politiker dem Sender N24.

Die Kultusministerkonferenz tritt am Donnerstag in Bonn zusammen. Für den Nachmittag haben Studenten in der Stadt erneut Großproteste angekündigt. Die Veranstalter rechnen mit mehreren tausend Teilnehmern. Die Polizei warnte vor Verkehrsbehinderungen.

"Stresssituation entschärfen"

Der bayerische Kultusminister Spaenle erklärte, dass nach den Vorstellungen der KMK künftig weniger Prüfungen abgenommen werden sollten, «um die Stresssituation etwas zu entschärfen». Auch die starre Regelung von sechs Semestern Dauer des Studiengangs zum Bachelor solle angegangen werden. «Hier soll Flexibilität des Fachbezogenen kürzere und längere Studien ermöglichen, insgesamt aber soll die Gesamtdauer inklusive des Masterstudiums bei zehn Semestern bleiben», wurde er weiter zitiert. Zur Forderung der Studenten nach Abschaffung der Studiengebühren machte er den Demonstranten keine Hoffnung.

Im ARD-Morgenmagazin sagte der CSU-Politiker: «Die KMK hat bereits im Herbst auf ihrer Sitzung in Mecklenburg einen Maßnahmenkatalog beschlossen. Jetzt liegt die Umsetzung zu großen Teilen in den Händen der Universitäten. Das wollen wir heute auch anmahnen.» Der Dialog mit den Studenten werde weitergehen, betonte Spaenle.

Weniger Prüfungslast

Der rheinland-pfälzische Bildungsstaatssekretär, Michael Ebling geht nach eigenen Worten davon aus, dass die Reform der Bachelor- Studiengänge breite Zustimmung unter den Ländern findet. Es seien einige Fehler zu korrigieren, die bei der Umsetzung des nach wie vor notwendigen Bologna-Prozesses entstanden seien. Zu viele Teilprüfungen, eine Studienorganisation, die Module so ungünstig verknüpfe, dass die Studierbarkeit in Frage stehe, und eine fehlende Flexibilität in Bezug auf die Studiendauer, seien Beispiele dafür. Bewegen müssten sich jetzt sowohl die Hochschulen als auch die Länder, sagte Ebling im Südwestrundfunk.

Von einer geringeren Prüfungslast für Studierende in Bachelor- und Masterstudiengängen berichtete auch «Die Welt». Der sogenannte Akkreditierungsrat, der für die Regeln verantwortlich ist, nach denen die neuen Studiengänge in Deutschland anerkannt werden, habe entsprechende Regelungen getroffen. Dr Vorsitzende des Rates, der Jenaer Romanist Reinhold Grimm, sprach der «Welt» zufolge von einem Befreiungsschlag, der die Verschulung der Studiengänge aufhalte und rückgängig mache. (ddp/ap)