Essen/Berlin. Es hagelt Kritik an den EU-Vorschriften für gefährliche Stoffe in Kinderspielzeug. Die Spielzeug-Richtlinie müsse nachgebessert werden, fordert Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner laut einer Sprecherin. Ein ständiger Ausschuss soll sich damit befassen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Kritik an EU-Vorschriften für gefährliche Stoffe in Kinderspielzeug geübt. Die Richtlinie für schädliche Kohlenwasserstoffe sehe «kurioserweise» für Autoreifen strengere Richtwerte vor als für Spielzeug,sagte BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke am Montag der WAZ-Gruppe.Laut Bundesverbraucherschutzministerium ist mit Nachbesserungen der EU zu rechnen.

Die EU-Spielzeugrichtlinie lasse eine bis zu 1000 Mal höhere Konzentration der sogenannten polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) zu als in Autoreifen, sagte Thier-Kundke. Dabei sei der Einsatz dieser Stoffe bei Spielzeug gar nicht nötig: «Das käme die Spielzeughersteller etwas teurer, aber technisch wäre das kein Problem.»

Häufiger Kontakt mit gefährlichen Kohlenwasserstoffen

Die Forscher des BfR hatten Mitte Oktober in einem Bericht Alarm geschlagen. Vor dem Hintergrund einer steigenden Zahl von Krebserkrankungen bei Kindern sei es dringend geboten, Kinder vor den gefährlichen Weichmachern zu schützen. In der Analyse kritisiert das Institut, die Vorschriften in der EU-Spielzeugrichtlinie schützten die Gesundheit von Kindern nicht ausreichend.

Gerade über Spielzeug kämen Kinder besonders häufig in Kontakt mit den gefährlichen Kohlenwasserstoffen, erklärte das BfR. Die Forscher forderten deshalb von der EU, für Spielzeug die gleichen Schadstoff-Vorschriften gelten zu lassen wie auch für Lebensmittel.

Geruchsprüfung empfohlen

Der TÜV-Rheinland empfahl Verbrauchern zum Schutz ihrer Kinder unter anderem, auf das GS-Siegel für geprüfte Sicherheit zu achten. Allerdings sei dieses Siegel nicht weit verbreitet, sagte TÜV-Experte Rainer Weiskirchen den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Auch der Preis könne Hinweise auf die Qualität geben: Namhafte Spielwaren-Hersteller achteten häufiger auf den Gesundheitsschutz.

Daneben empfehle sich auch die Geruchsprüfung im Spielwarengeschäft, sagte Weiskirchen. Sei ein stechender Geruch festzustellen, solle vom Kauf besser abgesehen werden. Auch könne die Herkunft der Spielwaren aufschlussreich sein. Viele beanstandete Spielzeuge kämen aus China. «Das heißt aber nicht, dass alle Spielsachen aus China gesundheitsgefährdend sind.»

Nachbesserung gefordert

Deutschland dringe derzeit in der EU darauf, die Spielzeug-Richtlinie nachzubessern, sagte eine Sprecherin von Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). «Wir sind auf der EU-Ebene dabei, unsere Forderungen durchzusetzen.» Unter den EU-Ländern bestehe Einigkeit darüber, dass Verbesserungen nötig seien. Ein ständiger Ausschuss solle sich mit der Sicherheit von Spielzeug befassen.

Die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, Elvira Drobinski-Weiß, kritisierte, Union und FDP hätten im vergangenen Jahr gegen eine verpflichtende Überprüfung der Sicherheit von Spielzeug durch unabhängige Dritte gestimmt. Im Koalitionsvertrag sei es Union und FDP zudem nicht gelungen, die auf drei Ressorts verteilten Zuständigkeiten für Spielzeugsicherheit zu konzentrieren. Eine effiziente Produktsicherheitspolitik sei so nicht möglich. (afp)