Düsseldorf. Die Bahn nimmt sich in Nordrhein-Westfalen weitere marode Bahnhöfe vor: Bis 2011 sollen 348, vornehmlich kleinere Stationen modernisiert werden. 38 Millionen Euro kostet das Ganze und wird aus dem Konjunkturprogramm der Bundesregierung bezahlt. "Ein Glücksfall", jubelt die Bahn.
Bis 2011 will die Deutsche Bahn AG kleine und mittlere Bahnhöfe in Nordrhein-Westfalen sanieren. Aus dem Konjunkturprogramm des Bundes seien dafür rund 38 Millionen Euro vorgesehen, teilte die Bahn am Freitag in Düsseldorf mit. Vorgesehen seien über 500 Modernisierungsmaßnahmen in 358 Bahnhöfen, die damit kundenfreundlicher werden sollen. Damit nimmt sich die Bahn damit rund jede zweite Station vor. Insgesamt gibt es in NRW rund 700 Bahnhöfe.
«Wir investieren dort, wo Kundennutzen und Bedarf groß sind und wo wir sicher sind, dass die Baumaßnahmen in dem vom Bund gesteckten Zeitrahmen bis 2011 realisiert werden können», sagte Reiner Latsch, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Nordrhein-Westfalen.
Bei den geplanten Arbeiten handelt es sich nach Angaben der Bahn allerdings nur um kleinere Maßnahmen. Ein Sprecher wies daraufhin, dass darüberhinaus noch weitere Programme in NRW laufen. Allein in diesem Jahr werden in große Bahnhöfe wie Essen insgesamt 120 Millionen Euro investiert. Hinzu komme die Modernisierungsinitiative für fast 200 Bahnhöfe. Hierfür gebe der Konzern in NRW bis 2014 über eine halbe Milliarde Euro aus. Dennoch gebe es gerade bei den kleinen Stationen "erheblichen Nachholbedarf", räumte der Sprecher ein.
Barrierefreie Bahnhöfe
So werden laut Bundesverkehrsministerium in NRW die Empfangsgebäude der Bahnhöfe in Rheine und Solingen energetisch saniert. Außerdem ist geplant, die Bahnhöfe in Düsseldorf-Zoo, Düsseldorf-Benrath, Erkrath, Köln-Worringen und in Marl-Sinsen barrierefrei umzubauen.
Von den beiden Konjunkturprogrammen der Bundesregierung profitieren den Angaben zufolge mehr als 2000 Bahnhöfe in allen Bundesländern. Der Bund investiert dafür 300 Millionen Euro. Diese Investitionen ergänzen die bisher für die Bahnhöfe geplanten Investitionen von bundesweit 610 Millionen Euro für das Jahr 2009.
Das kündigten Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Bahnvorstand Stefan Garber am Freitag in Berlin an. Zusammen mit den 610 Millionen sind die Investitionen laut Tiefensee auf Rekordniveau. Schwerpunkt sind kleine und mittlere Bahnhöfe, was Tiefensee als «klares Bekenntnis zur Dienstleistung der Bahn in der Fläche» wertete.
"Echter Glücksfall"
Tiefensee sagte, der Zustand vieler Bahnhöfe habe «uns große Sorgen» in der letzten Zeit bereitet. Garber sprach von einem echten Glücksfall, den der Geldsegen des Bundes bedeute. Indirekt erinnerte er daran, dass aus den Erlösen der gescheiterten Teilprivatisierung ebenfalls ein Milliardenbetrag für die Bahnhofssanierung geplant war: «Uns kam bei der Umsetzung zugute, dass wir von dem Planungsvorlauf der Privatisierung profitieren konnten.»
Noch im Juni soll laut Garber mit der Umsetzung begonnen werden. In den 2.050 Bahnhöfen stehen mehr als 3.000 Einzelprojekte an. Sie müssen - so die Bedingung der Mittel der Konjunkturprogramme - bis Ende 2011 abgeschlossen sein. Mit Ausgaben von 38 Millionen Euro an 358 Bahnhöfen steht Nordrhein-Westfalen an der Spitze der Bundesländer. Garber und Tiefensee führten besonders elektronische Informationssysteme, Aufzüge und umwelt- und behindertengerechte Modernisierungsmaßnahmen an. Zur Frage der Ausstattung mit Rolltreppen sagte Garber, sie seien weniger geeignet für kleinere und mittlere Bahnhöfe.
Allianz pro Schiene warnt vor Strohfeuer
Die Allianz pro Schiene begrüßt die Geldspritze für rund 2000 Bahnhöfe in ganz Deutschland aus den Mitteln der Konjunkturpakete der Bundesregierung als "längst überfällig". "Die 300 Millionen Euro werden für Bahnkunden spürbare Verbesserungen bringen", sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. "Allerdings waren Bahnhöfe jahrelang gnadenlos unterfinanziert", sagte Flege und warnte davor, die Förderung schon 2011 wieder einzustellen. (ddp/ap/jgr)
Welche Bahnhöfe in NRW saniert werden: Die Liste finden Sie hier
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