München. Der einstige Lenker des Krupp-Konzerns, Bertold Beitz, rettete in der Nazi-Diktatur mindestens 1500 Juden vor der Deportation in Konzentrationslager. Er hat jahrzehntelang kaum öffentlich über seine Erlebnisse gesprochen.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, wurde der heute 94-Jährige dafür bereits 1973 von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem mit dem höchsten Ehrentitel «Gerechter unter den Völkern» ausgezeichnet. Beitz sagte in seinem ersten Zeitungsinterview über die weithin unbekannten Aktionen, dass er als junger Industrieangestellter von 1942 bis 1944 im polnischen Boryslaw etwa 1500 Opfern der Rassenverfolgung half.

Berthold Beitz bei der Einweihung einer jüdische Trauerhalle in Essen im Jahr 2001. (Foto: U.v.B.)
Berthold Beitz bei der Einweihung einer jüdische Trauerhalle in Essen im Jahr 2001. (Foto: U.v.B.) © uvb / NRZ

Beitz' Ehefrau Else soll dem Bericht zufolge noch in diesem Jahr ebenfalls den Ehrentitel einer «Gerechten unter den Völkern» erhalten. Sie war damals seine einzige Helferin und Vertraute.

Beitz, der trotz Ehrungen jahrzehntelang kaum öffentlich über seine Erlebnisse sprach, sagte zu seinen Gefühlen damals: «Ich durfte nie Angst haben - sonst wäre mir das gar nicht gelungen.» Er schilderte die Vielzahl der Täter, die sich «so verhielten, als sei es völlig normal, am helllichten Tag eine Jüdin zu erschießen, während ihr Kind neben ihr stand». Beitz hat der Redaktion der Zeitung außerdem erstmals eine Reihe von persönlichen Briefen überlassen, in denen Überlebende über Verfolgung und Rettung berichten. «Sie erwiesen in einer Zeit, wo fast alle einen anderen Weg gingen, Ehre dem deutschen Namen», schrieb ihm einer der Geretteten 20 Jahre später. (AFP)