Der Berliner Senat rettet drei Warenhäuser von Karstadt Kaufhof mit Zugeständnissen. NRW-Ministerpräsident Laschet aber schweigt.
Verhandlungsgeschick kann man den Oberen von Galeria Karstadt Kaufhof nun wirklich nicht absprechen. Mit dem Horror-Plan, bundesweit 62 Warenhäuser zu schließen, haben sie nun zumindest an 15 Standorten ihr Ziel erreicht und die Mieten gedrückt. Ausgerechnet der rot-rot-grüne Senat in Berlin hat für den Karstadt-Eigner René Benko noch einen oben drauf gelegt. Er darf am Kudamm drei Warenhäuser bauen. Wirtschaftspolitik sei eben „ein Geben und Nehmen“, sagt dazu der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Treffender kann man es nicht ausdrücken.
Der Deal im links regierten Berlin wirft Fragen an die bürgerliche Regierung in NRW auf. Immerhin stehen hier noch mehr als zwei Dutzend Galeria-Filialen auf der Schließungsliste. Während sich neben Müller auch andere Ministerpräsidenten massiv in die Rettung von Warenhäusern in ihren Ländern – mit und ohne Erfolg – einschalteten, war von Armin Laschet (CDU) zumindest öffentlich nichts zu hören. Auch beim Verkauf der in Düsseldorf ansässigen SB-Warenhauskette Real machte sich die Landesregierung bislang einen schlanken Fuß. Die Zerschlagung der Kette mit ihren 34.000 Beschäftigten steht noch bevor.
Ob Aldi, Rewe, Metro, Tengelmann, Real oder eben auch Karstadt Kaufhof – die meisten Handelsriesen der Republik haben ihren Sitz in NRW. Ihr Rückhalt in der Landesregierung hat aber noch Luft nach oben. Das Beispiel Berlin zeigt doch, dass es sich im Sinne von Arbeitsplätzen und Innenstadt-Entwicklung lohnen kann, Wirtschaftsförderung zu betreiben. Essen, seit Jahrzehnten Sitz des Traditionskonzerns Karstadt, muss dagegen weiter bangen und sich mit dem Gedanken abfinden, bald ganz ohne Warenhaus dazustehen. Ein Wort Laschets würde auch den Mitarbeitern helfen, ihre Ängste zu überwinden.