Warum hat es nun eigentlich die sensationelle Befragung der Gläubigen der katholischen Kirche gebraucht? Die vatikanische Bischofssynode hat sich nicht auf einen neuen Kurs zu umstrittenen Themen wie Homo-Ehe und dem Umgang mit Geschiedenen einigen können. Es droht eine Schlammschlacht.
Wer die Ergebnisse der vatikanischen Bischofssynode anschaut, fragt sich unwillkürlich, weshalb es dafür die sensationelle, vorgängige Befragung der Gläubigen gebraucht hat. Dass das Gremium der Oberhirten auf die Lebenswirklichkeiten von heute und auf die Probleme der Katholiken mit der Lehre ihrer Kirche „gehört“ hätte, spiegelt sich in den Abschlusspapieren nicht wider – es sei denn in einer nur umso widerständigeren Betonung der immer gleichen Lehrsätze und in einer poetischen Verklärung eines christlichen Familienideals, das nicht nur in der europäischen Gesellschaft großenteils zerflossen ist.
Es stimmt, was Kardinal Reinhard Marx sagt, dass diese Themen auf gesamtkirchlicher Ebene erstmals „in voller Freiheit“ diskutiert worden seien – was beschämend genug ist für eine Organisation, die den konkreten Menschen im Blick haben will –, aber die Folgen daraus lassen auf sich warten. „Halb voll“ sei das Glas, beteuert Marx. Das klingt eher nach Zweckoptimismus. Und die in Rom bereits laut gewordene Häme der Konservativen gegen die „nach so vorlautem Start nun unterlegenen Linken“ lässt befürchten, dass die Diskussion der kommenden Monate Züge einer Schlammschlacht annehmen könnte.
Papst Franziskus hat einen Prozess angestoßen. Das ist gut so. Aber nicht alle Beteiligten sind auf seiner menschlichen und geistlichen Höhe.