Mit Herbst- und Winter ging bislang einher, dass die Zahl der Bootsflüchtlinge übers Mittelmeer deutlich sank. Zu hoch die Wellen, zu wild die See, zu groß das Risiko, mit den Booten zu kentern und jämmerlich zu ertrinken – besser auf das nächste Frühjahr warten, lautete die Devise. Doch die Flüchtlingsströme sind gewaltig und sie schwellen weiter an. In ihrer Not werden viele sagen: Nur weg, wir wagen es, wir schaffen das

Tausende Bootsflüchtlinge werden in den nächsten Monaten diesem tödlichen Irrtum erliegen. Die Schleuser ficht das nicht an, kentert das Boot, fischen sie die herbeigerufenen Retter aus dem Wasser.

Der EU wird man, wie in all den Monaten zuvor schon und auch mit Recht, Zögerlichkeit, Zerstrittenheit und Versagen vorwerfen dürfen. Doch wahr ist auch, dass das Ausmaß des Flüchtlingsdramas sich längst jeder Kontrolle und effektiver Einflussnahme entzogen hat.