Ein Kommentar von
Denkt man an Warenhäuser, denkt man an Karstadt. Wie kaum ein zweites repräsentiert es die jüngere Geschichte der Republik. Mehr noch, Karstadt vermittelte Generationen das Gefühl, in der Heimat auf Einkaufstour zu gehen. Nun scheint die Zeitreise vorbei zu sein. Jenseits der Gegenwart. Darauf deutet vieles hin, nicht nur die Meinung von sogenannten Experten, die bereits 2010 vor Nicolas Berggruen als Karstadts Retter gewarnt hatten.
Der Heldenglanz des medienscheuen Kunstmäzens ist gänzlich verblasst. Er hat sich als Heuschrecke entpuppt, die mit freundlichem Lächeln gekonnt über Arbeitsplatzsicherung und Verantwortung flötete. Ideen und neues Geld waren gefragt. Nun, im Sommer 2014, ist gewiss: Der Multimillionär hat Millionen über die Markenrechte aus der Warenhauskette abgezogen und einen britischen Geschäftsführer angeheuert, der die letzten Stammkunden mit seinem Jugendwahn-Konzept vergraulte.
Die Zukunft der 17 000 Mitarbeiter des Traditionswarenhauses sieht nicht gut aus: Sie müssen sich auf schmerzhafte Einschnitte vorbereiten. Zu wünschen sei ihnen, dass der neue Besitzer René Benko, der wie sein Vorgänger als smart und verschwiegen gilt (und darüber hinaus vorbestraft ist), es ehrlicher mit ihnen meint.