Als Amerika im Dezember 2011 seine Truppen aus dem Irak nach Hause holte, sollte der „dumme Krieg“, von dem einst ein junger Senator namens Barack Obama sprach und damit ins Weiße Haus einzog, ein für allemal beendet sein. Heute weiß man: Das war eine historische Falschmeldung.
Der Krieg, den Obamas Vorgänger George W. Bush auf Lug und Trug gegründet hatte, war nie wirklich vorbei. Obama und das vom Krieg ermattete Amerika haben sich das nur eingeredet. Seit die Steinzeit-Dschihadisten der Gruppe „Islamischer Staat“ um den selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al Bagdadi das Zweistromland terrorisieren, war es nur eine Frage der Zeit, wann der Friedensnobelpreisträger den womöglich folgenschwersten Kurswechsel seiner Amtszeit einleiten würde. Einleiten musste. Tausende Zivilisten auf einem Berg verdursten und verhungern zu lassen – dieses Szenario hätte Washington nicht lange ausgehalten.
Obama hat sich die Anweisung, Care-Pakete abwerfen zu lassen und unter eng eingegrenzten Voraussetzungen chirurgische Luftschläge gegen die Terroristen zu fahren, nicht leicht gemacht. Der Krieg, den er von Bush erbte, hat 4500 tote US-Soldaten gefordert und gilt bis heute in Amerika als kolossaler Fehlschlag. Genauso richtig bleibt: Der von Obama forcierte Abzug aus dem Irak vor zweieinhalb Jahren war grundsätzlich geboten. Aber er kam angesichts der realen Kräfteverhältnisse am Boden verfrüht. Bagdadis Terrornetzwerk hat davon profitiert. Aus einer Brutstätte für Dschihadisten ist eine regional mobile Schreckensherrschaft geworden.
Wer sie wirklich stoppen will, kann schrittweise erneut in einen größeren Konflikt hineingezogen werden. Denn so viel ist klar: Die irakische Armee wird nicht in der Lage sein, das Land wirkungsvoll zu befrieden.
Das grüne Licht, das Obama für den Einsatz von militärischer Gewalt gegeben hat, ist eine Zäsur. Zu großen Hoffnungen gibt sie keinen Anlass. Luftschläge, das hat das Beispiel Libyen gezeigt, sind kein Ersatz für Politik mit langem Atem.