Man kann Sterbehilfe bedenklich finden, ohne jenen die Achtung zu versagen, die keinen anderen Ausweg sehen. er mag die moralische Position einnehmen, grundsätzlich und für jede Situation festzulegen, wann das Verweigern oder das Gewähren von Sterbehilfe ein Gebot christlicher Nächstenliebe ist?
Nikolaus Schneider traf die Entscheidung, seiner Frau bis zum Ende beizustehen, nicht als Theologe und nicht als EKD-Ratsvorsitzender. Sondern als sorgender, mitleidender Ehemann. Er will seine an Krebs erkrankte Frau in jeder Situation begleiten, will auch an ihrer Seite sein, wenn es ans Sterben geht. Das ist ein großes Versprechen, das er ihr mit dem Jawort gab, ein Ausdruck seiner Liebe. Und dafür gebührt ihm größter Respekt.
Dass er damit seiner Kirche eine neue Debatte über die Sterbehilfe beschert, muss ihn nicht kümmern. Es ist wichtig, dieses Thema immer wieder zu diskutieren und Argumente zu hinterfragen. Man kann Sterbehilfe bedenklich finden, ohne jenen die Achtung zu versagen, die keinen anderen Ausweg sehen. Dies ist eine der schwersten Entscheidungen, die ein Mensch treffen kann. Wer mag die moralische Position einnehmen, grundsätzlich und für jede Situation festzulegen, wann das Verweigern oder das Gewähren von Sterbehilfe ein Gebot christlicher Nächstenliebe ist?
Dass sein Glaube Risse bekam, wie er zugab, als seine Tochter im Jahr 2005 mit 22 Jahren an Leukämie starb – damit steht der Kirchenmann nicht alleine da. Wer wollte darüber richten?