Papst Benedikt ist zurückgetreten, als ihm klar wurde, dass er nicht mehr genug Kraft hatte für die nötigen Veränderungen im Vatikan – rechtzeitig. Der spanische König Juan Carlos dagegen ist zu spät zurückgetreten, um unbeschadet in die Geschichtsbücher einzugehen: Das Bild der letzten Jahre wird bestimmt von seinen seltsamen Jagd-Eskapaden und den betrügerischen Finanz-Machenschaften in seiner Familie.
Dabei hat Juan Carlos die wohl größten Verdienste unter den amtierenden europäischen Monarchen: Es war ja keineswegs vorbestimmt, dass nach dem Tod von General Franco aus Spanien eine Demokratie würde – Juan Carlos hat dafür gesorgt. Er wurde sogar zum Retter dieser Demokratie, als er in einer Februarnacht des Jahres 1981 standhaft gegen die Putschisten um Oberstleutnant Tejero blieb. Juan Carlos’ größtes Verdienst aber bleibt: Er hat nach dem gescheiterten Putsch dafür gesorgt, dass die spanische Demokratie einen Retter wie ihn gar nicht mehr nötig hat.
Das ist allerdings schon seit Jahren so. Juan Carlos’ Tragik ist, das nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Nun ist er erst dann gegangen, als man ihn schon gehen sehen wollte.