Als Eigengewächs aus der Siemens-Familie war Joe Kaeser mit Vorschusslorbeeren als Vorstandschef gestartet. Doch auch er tappt in die Kommunikationsfalle, die viele Unternehmen unterschätzen.

Nicht in den Gremien des Konzerns, wo es hingehört, verkündet Kaeser die Zahl der vom Umbau betroffenen Stellen, sondern vor Analysten in New York. Und wundert sich anschließend noch, dass die Zahl 11.600 missverstanden wird und für erhebliche Unruhe sorgt.

Wie weit weg von der Basis muss ein Chef sein, der dieses Informationsdesaster nicht am Horizont aufziehen sieht? Entweder geht Kaeser eiskalt darüber hinweg, dass sich seine Mitarbeiter angesichts des geplanten Einsparvolumens von einer Milliarde Euro Sorgen machen.

Oder er hat schlichtweg kein Gespür für die Befindlichkeiten in seiner Belegschaft. Beides ist verheerend. Ohne Not stellt Kaeser den Betriebsfrieden infrage. Denn selbst Arbeitnehmervertreter und Gewerkschafter widersprechen nicht, dass Siemens Bürokratie abbauen muss.

Kaeser ist zu wünschen, dass er rasch die Balance findet – als harter Sanierer, der bei Analysten punkten muss, und als Chef, der für seine Mitarbeiter und die Firma eine Fürsorgepflicht hat.