Was genau passiert ist, in der Essener Radiologie-Praxis, wird zu klären sein. Doch schon jetzt steht fest: Es hat das Vertrauen der Frauen erschüttert. Nicht nur der Frauen, die in dieser Praxis Patientinnen sind. Letztlich stellen sich auch andere Frauen die Frage: Wie verlässlich ist das Mammografie-Screening überhaupt?

Die als Erfolgsmodell gefeierte Reihenuntersuchung ist schon seit langem in der Diskussion. Die Vorwürfe sind altbekannt, sie werden von internationalen Wissenschaftlern erhoben: Die Mammografie ist ungenau. Im einen wie im anderen Sinn. Wenn der Arzt nichts Auffälliges entdeckt, heißt das längst nicht, dass die Frau gesund ist. Die Methode ist dazu nicht verlässlich genug. Und wenn der Arzt etwas entdeckt, bedeutet das auch noch nichts Schlechtes. Es muss weitere Untersuchungen geben. Eingriffe in den gesunden Körper, obwohl möglicherweise gar nichts dahintersteckt.

Etwa eine Frau von tausend kann durch die Mammografie gerettet werden. Für Statistiker ist das wenig. Für die betroffene Frau bedeutet das, sie wird leben: Es ist ein wunderbares Argument für die Mammografie! Doch diese Zahl überrascht die Frauen, mit denen man spricht. Die meisten denken, die Erfolgsquote liege deutlich höher. Man spürt die Enttäuschung darüber, dass sich Frauen durch ihre Ärzte nicht richtig aufgeklärt fühlen.

Frauen wollen wissen, auf was sie sich einlassen. Ob es sich lohnt, den Stress zu ertragen, den das Screening mit sich bringt. Da flattert ein Brief von der Krankenkasse ins Haus mit der Aufforderung, in eine Radiologische Praxis zu gehen. Untersuchung und Auf Wiedersehen. Kein Arztkontakt, keine Auskunft. Abwarten, bis der nächste Brief ins Haus flattert. Die Tage, bis dahin, stehen Frauen Höllenqualen aus. Manche berichtet, dass sie nichts entziffern konnte, so aufgeregt war sie.

Um das Programm überhaupt zu retten, muss das Screening als Erstes mit dem persönlichen Ärztekontakt verbunden werden. Sonst schmeißen noch mehr Frauen den Brief einfach in dem Müll.