Die sowjetimperialistischen Allüren des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind wie eine Frischzellenkur für das nordatlantische Verteidigungsbündnis. Die Nato, die nach dem Ende des Kalten Krieges um ihr Selbstverständnis rang, wird wieder gebraucht.

Die Nato hatte kürzlich Geburtstag. Sie wurde 65. Das ist ein Alter, mit dem man getrost in Rente gehen kann. Doch die sowjetimperialistischen Allüren des russischen Präsidenten Wladimir Putin sind wie eine Frischzellenkur für das nordatlantische Verteidigungsbündnis. Die Nato, die nach dem Ende des Kalten Krieges um ihr Selbstverständnis rang, wird wieder gebraucht.

Polen, Tschechien und die baltischen Staaten, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Mitglied mit Bündnis werden wollten und wurden, suchten vor allem Schutz – vor dem großen russischen Nachbarn, dem sie durch einen kleinen Spalt in der Tür der Geschichte entronnen waren. Die Ereignisse auf der Krim und in der Ostukraine bestätigten deshalb ihre schlimmsten Befürchtungen. Putin hat es geschafft, das Bündnis daran zu erinnern, was Sinn und Zweck seiner Gründung war: die kollektive Selbstverteidigung – alle für einen, der Bündnisfall.

Doch die Militarisierung des Konflikts darf die Diplomatie nicht verdrängen. Die Lösung dieser Krise ist nicht die kriegerische Konfrontation. Sie liegt im freien Willen der Menschen in der Ukraine, die sich zerrieben fühlen zwischen den Interessen der Starken und Halbstarken in Moskau und Kiew. Das Referendum ist eine Chance – auch für Putin.