Bewegend und überzeugend hat sich Joachim Gauck in Griechenland für die Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht entschuldigt. Viel zu lange wurde dieser Teil des Nazi-Terrors bei uns beschwiegen, anders als die Verbrechen in Polen oder Russland sind die Gräu­eltaten in Griechenland für die breite Öffentlichkeit kein Thema.

Die Bitte um Verzeihung war überfällig, aber Gauck hat sich einen ungünstigen Termin ausgesucht: In Griechenland ist Wahlkampf, die Opposition will die Europawahl zur Volksabstimmung gegen den Euro-Rettungskurs machen. Da kommt eine Debatte nicht nur über deutsche Schuld, sondern auch über deutsche Schulden nur recht.

Das erklärt den scharfen Ton, in dem Präsident Papoulias seinen Gast mit Reparationsforderungen konfrontierte. Doch in Athen weiß man, dass Berlin keine Verhandlungen über Milliardenzahlungen aufnehmen kann.

Ja, Griechenland ist bei Entschädigungen in der Nachkriegszeit zu kurz gekommen. Und ja, für die letzten überlebenden Opfer sollte sich eine unbürokratische Lösung finden lassen. Aber Berlin müsste bei Anerkennung von Reparationspflichten eine Welle neuer Forderungen aus aller Welt befürchten – dafür ist die Zeit abgelaufen.

Gauck hat besonnen die Rechtsfragen getrennt vom klaren Bekenntnis zur moralischen Schuld. Damit hat er den richtigen Ton gefunden. Jetzt ist ein gemeinsamer Blick in die Zukunft gefragt – das deutsch-griechische Jugendwerk ist deshalb die richtige Antwort in der Debatte.