Die Zeit des personellen Umbruchs muss die katholische Kirche zur inhaltlichen Neupositionierung nutzen. Konkret: Sie muss die Frage beantworten, ob sie bei Themen wie Sexualität oder Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen auf die Lebenswirklichkeit vieler Menschen eingeht
Der Abschied des Kölner Kardinals Meisner ist nur der Anfang eines umfassenden Generationswechsels unter den katholischen Bischöfen in Deutschland. Übernächste Woche wählen die Bistums-Chefs den Nachfolger von Robert Zollitsch als Vorsitzender der Bischofskonferenz. Auch für seine Diözese Freiburg wird ein neuer Oberhirte gesucht. In absehbarer Zeit werden die Bischofsstühle in Mainz und Aachen frei. Hinzu kommt die wahrscheinliche Absetzung von Tebartz-van Elst in Limburg. Und die Bistümer in Passau und Erfurt warten auf einen neuen Mann an der Spitze.
Diese Zeit des personellen Umbruchs muss die katholische Kirche zur inhaltlichen Neupositionierung nutzen. Konkret: Sie muss die Frage beantworten, ob sie bei Themen wie Sexualität oder Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen auf die Lebenswirklichkeit vieler Menschen eingeht – so wie es der Essener Ruhrbischof Overbeck mit seinem Dialogprozess behutsam, aber beharrlich vorgemacht hat; oder ob sie sich verschanzt hinter überkommenen Lehrsätzen und Formeln.
Dass ein Zugehen auf die Menschen nicht gleichzusetzen ist mit Beliebigkeit im Glauben, beweist Papst Franziskus. Sein Beispiel sollte den deutschen Bischöfen Mut machen. „Der Papst gibt uns viel Rückenwind und Raum zum Atmen“, hat der Ruhrbischof vor kurzem geschwärmt. Die Bischöfe haben es nun selbst in der Hand, diesen Rückenwind zu nutzen. Die Zeit der Meisners muss vorbei sein.