Die Anklageerhebung der Staatsanwaltschaft ist für die Loveparade-Geschädigten eine herbe Enttäuschung. Dreieinhalb Jahre mussten sie auf diesen Tag warten, der klären sollte, bei wem die juristische Schuld zu suchen ist. Doch jetzt sitzen drei kleine Sachbearbeiter aus dem Rathaus auf der Anklagebank, weil sie die tödliche Enge der Rampe nicht schon bei der Planung erkannt hatten. Ihren direkten Vorgesetzten wird vorgeworfen, das Genehmigungsverfahren nicht pflichtgemäß überwacht zu haben. Dabei waren es ausgerechnet die Amtsleiterin und der Baudezernent, die sich anfangs gegen die Genehmigung sträubten und sich zumindest zeitweise dem Druck von oben widersetzten.
Bei denen jedoch, die als Initiatoren und Hauptverantwortliche an der Spitze standen, vermag die Staatsanwaltschaft auch auf 37 000 Blatt Ermittlungspapier keine Anhaltspunkte erkennen, mit denen sich eine strafrechtliche Schuld nachweisen ließe. Rechtsdezernent Rabe kommt als Loveparade-Koordinator ebenso davon wie der abgewählte Ex-OB Sauerland und Veranstalter-Chef Schaller.
Nicht nur bei den Hinterbliebenen macht sich das Gefühl breit, dass die falschen auf der Anklagebank sitzen. Auch der anstehende Mammut-Prozess wird kaum geeignet sein, die Katastrophe lückenlos aufzuklären. Dass bei dem erforderlichen Nachweis der individuellen Schuld die Gesamtumstände auf der Strecke bleiben, hat schon die Einstellung des Verfahrens zum Düsseldorfer Flughafen-Brand mit 18 Toten gezeigt.
Die Familien der 21 Todesopfer und die 652 Verletzen der Duisburger Loveparade müssen die traurige Erkenntnis verkraften, dass Recht eben nicht Gerechtigkeit bedeutet.